Courage solidarisiert sich mit dem hartnäckigen Kampf der Borbet-Belegschaft und ihrer Familien für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze

Seit Weihnachten 2022 protestieren rund 100 bis 200 Beschäftigte des Räderherstellers und Autozulieferers Borbet in Solingen gegen die Schließung des Werks und die Vernichtung von 600 Arbeitsplätzen. Jeden Tag stehen sie ab 15 Uhr mit einer Mahnwache vor dem Betrieb. Am 12. Januar fuhren sie mit Bussen nach Medebach zum Hauptsitz. Frauen, Kinder und Jugendlichen, ganze Familien beteiligen sich zunehmend an diesem Kampf. Für Courage ist es Ehrensache, Solidarität zu zeigen.

Solidaritätsbesuch Wuppertaler Courage-Frauen

Am 11.01.22 waren 3 Wuppertaler Courage-Frauen bei der Mahnwache. Sie berichten:

„Es waren zirka 15 Frauen da, die kämpferisch mit Trommeln aufgetreten sind und gute Stimmung gemacht haben. Sie haben sich sehr für unseren Redebeitrag bedankt.“

Hier der Redebeitrag:

Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir sind vom Frauenverband Courage und möchten euch solidarische Grüße überbringen.
Mit der Schließung des Standorts Borbet fallen auf einen Schlag 600 Arbeitsplätze weg – die dann der Jugend und unseren Kindern fehlen!

Borbet hatte erklärt, der Standort schreibe „seit Jahren hohe Verluste“. In der Westdeutschen Zeitung war zu lesen: Die Kosten, insbesondere für Personal, seien zu hoch. (aus WZ, 29.11.22)
NEIN, nicht die Personalkosten sind zu hoch, die Kolleginnen und Kollegen sind doch diejenigen, die die Werte bei Borbet geschaffen haben. Es ist der internationale Konkurrenzkampf um niedrigste Löhne und billigste Produktion, dem auch Borbet unterliegt.
Die Löhne der Kollegen werden während der vorläufigen Insolvenz in Eigenverwaltung sogar von der Agentur für Arbeit getragen. Und die Kündigungszeiten werden dadurch verkürzt.
Die Interessen der Geschäftsführung sind unvereinbar mit denen der Belegschaft. Arbeiterinnen und Arbeiter können nur im Kampf ihre Rechte durchsetzen.
Eure Erfahrung zeigt, Entlassungen und Lohnverzicht durch die Belegschaften sichern keine Arbeitsplätze. Die Beschäftigten von Kaufhof Galeria haben damit ebenso leidvolle Erfahrung gemacht und sie bangen derzeit wieder um ihre Arbeitsplätze. Galeria hat seit 2018 680 Mio Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfond – also aus unseren Steuerngeldern – erhalten.
Nicht die Konzerne befinden sich in einer Notlage, sondern die Beschäftigten und ihre Familien.
Da hilft nur eins, Kampf um jeden Arbeitsplatz und sich nicht spalten lassen!

Vielleicht wundert ihr euch, dass wir als Frauenverband zu euch kommen.
Wir treten für eine Gesellschaft frei von Ausbeutung und Unterdrückung ein, in der die Gleichstellung von Mann und Frau Wirklichkeit wird. Dazu bedarf es der Einheit von Frauen- und Arbeiterbewegung – des gemeinsamen Kampf von Frauen und Männern.

Wir wünschen euch weiterhin Ausdauer und Standfestigkeit.
Da wo wir können, unterstützen wir euch gerne.

Auch der Bundesvorstand  und die Kölner Courage-Gruppe sicherten mit solidarischen Grüßen die Unterstützung des  Frauenverbands Courage für diesen mutigen und hartnäckigen Kampf zu.

Solidaritätserklärung des Bundesvorstands
des Frauenverbands Courage

Liebe Kolleginnen und Kollegen des Felgenherstellers Borbet in Solingen, liebe Familien der Mitarbeiter von Borbet,

Dreist und kaltblütig werden 600 Arbeitsplätze vernichtet. Bis einen Tag vor der Schließung des Werkes wurden unter Hochdruck von euch Felgen produziert. Und dann sollt ihr in eine „Transfergesellschaft“ wechseln. Wir wissen, dass Transfergesellschaften ein Betrug sind und keine Perspektive!

Für den Erhalt aller Arbeitsplätze, auch für die Jugend, organisiert ihr seit Weihnachten täglich Mahnwachen, ihr wollt euch das nicht gefallen lassen: erst ausgequetscht werden wie Zitronen und dann raubt ein großer Konzern unter fadenscheinigen Begründungen euch und euren Familien die Existenzgrundlage. Eure Frauen, eure Kinder unterstützen den Kampf, sie wollen sich nicht abfinden, dass einerseits Konzerngewinne sprudeln, andererseits diejenigen, die diese Gewinne erwirtschaften, für noch mehr Profit auf die Straße fliegen. Wir wissen, was Existenzangst für Kinder und Familien bedeutet, wir wissen aber auch, dass Solidarität und gemeinsamer Kampf stärkt.

Der Frauenverband Courage steht hinter euch und euren Forderungen. Wir machen euren Kampf bundesweit bekannt. Viel Erfolg für euren Kampf! Lasst uns wissen, wie wir euch weiter unterstützen können.

Frauenverband Courage Bundesvorstand
Brigitte Ziegler und Suse Bader

Solidaritätserklärung der Courage-Gruppe Köln

An die Kolleginnen und Kollegen des Autozulieferers Borbet in Solingen

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Kölner Courage-Frauen senden euch herzliche Grüße. Wir haben von dem mutigen Kampf für den Erhalt eurer Arbeitsplätze und gegen die Schließung von Borbet erfahren und wünschen viel Erfolg.

Jahrelang hat Borbet Millionen Gewinne durch euch gemacht – euch jetzt einfach eiskalt auf die Straße zu setzen, ist dreist und zeigt die menschenverachtende Politik, wo es nur um Profite geht. 600 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Dabei geht es auch um die Zukunft unserer Kinder und der Jugend.

Wir erklären euch und euren Familien aus ganzem Herzen unsere Solidarität. Ihr steht nicht alleine. Aus Erfahrung wissen wir, wie wichtig es ist, zusammenzuhalten und sich organisieren.

Mit solidarischen, couragierten Grüßen
Annette Herbert
Ortsvorstand Couragegruppe Köln

Macht diesen Arbeitskampf bekannt!
Stärkt  die kämpferischen Kollegen/innen und
ihre Familie mit Besuchen und Briefen!


Titel-Foto: www.Solingen-aktiv.de