Am 5.1. beschlossen Bundeskanzlerin Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder eine Verlängerung und Verschärfung des Lockdowns. Unterschiedliche Beschlüsse einzelner Bundesländer sorgen für Unverständlichkeit.
Die zweite Corona-Welle zeigt: die bisherigen Maßnahmen waren unzureichend, die Pandemie in den Griff zu kriegen! Die Infektionszahlen steigen, wenn auch etwas langsamer. Krankenhäuser stehen vor drohender Überlastung der Intensiv- und Beatmungsstationen.
Von der Kanzlerin kein Wort darüber, dass und wie die Produktion in den Industriebetrieben weiterläuft, wo Arbeiterinnen und Arbeiter eng zusammenarbeiten und der Inzidenzwert oft ein Vielfaches über dem der Bevölkerung liegt. Kein Wort darüber, dass Beschäftigte im Gesundheitswesen nicht regelmäßig getestet werden. Kein Wort der Selbstkritik, dass nicht viel früher konsequente Maßnahmen getroffen wurden, wie zur Verkleinerung der Klassen, Wechsel zwischen Präsenz- und Distanzunterricht bei gleichzeitiger Sicherstellung der qualifizierten Betreuung vor allem jüngerer Kinder, Einstellung von zusätzlichem Personal, regelmäßige flächendeckende Testungen, Entlastung des öffentlichen Nahverkehrs. Kein Wort dazu, dass Initiativen von Schüler/innen, Lehrkräften und Eltern z.B. für den Einsatz von Luftfiltern von den zuständigen Behörden vielfach in arroganter und ignoranter Weise abgewürgt wurden.
Für uns Frauen ist diese vielbeschworene „Vereinbarkeit“ eine einzige ständige Zerreißprobe, nicht erst seit der Pandemie.
Der aktuelle Corona-Beschluss betont: „Der Betrieb von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen hat höchste Bedeutung für die Bildung der Kinder und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf der Eltern.“
Für uns Frauen ist diese vielbeschworene „Vereinbarkeit“ eine einzige ständige Zerreißprobe, nicht erst seit der Pandemie. Corona und die Abwälzung der Krisenlasten auf die Familien verschärfen dies zusätzlich: Homeoffice, Homeschooling, Sorge um die Eltern und ihre Pflege usw. 10 zusätzliche Tage mit Kinderkrankengeld für Mütter und Väter und 20 für Alleinerziehende sind ein Zugeständnis, aber keine Lösung. Auch die Gewalt gegen Frauen und Kinder ist gestiegen.
Das Krisenmanagement der Regierung ist wie die Wahl zwischen Pest oder Cholera – lange wurden Schulen und Kitas uneingeschränkt offengehalten, seit Mitte Dezember sind sie weitgehend geschlossen mit eingeschränkter bzw. Notbetreuung in den Kitas. Beides hat negative und gesundheitsschädliche Auswirkungen auf die Kinder und die Familien.
Kinder brauchen Bildung, Bewegung und qualifizierte Betreuung! Und das ist Corona-gerecht möglich!
Dazu hat der Frauenverband Courage e.V. bereits Ende Oktober ein Sofortprogramm „Zum besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Corona an Schulen und Kitas“ veröffentlicht und fordert:
„Halbierung der Klassen mit Präsenzunterricht im Schichtsystem! Kostenlose, regelmäßige Corona-Testungen aller Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler! Exakte Erfassung aller Corona-Infektionen an Schulen und Kindergärten, statt das Problem herunterzuspielen! Neben den allgemein richtigen Maßnahmen Abstand, Händewaschen und Mund-Nasenmaske muss in und für Schulen und Kitas richtig investiert werden: mehr Lehrer, Hilfs- und Reinigungskräfte, bessere Hygiene (Warmwasser, Luftreinigung), Technik und Ausbildung der Lehrer für digitalen Unterricht und sichere Schulwege mit Erhöhung der Schulbusse und Takte im öffentlichen Nahverkehr!“
Während für diese Maßnahmen bis jetzt offensichtlich kein Geld bereitgestellt wird, bekommen große Industriebetriebe Milliardenhilfen.