Jetzt erst recht – Einsatz für die Rechte und Interessen behinderter Menschen!

Hallo, liebe Frauen,

ich bin Gabi und ich gehöre zu den Frauen mit besonderen Herausforderungen. Ich habe seit meiner Geburt mit einer Lernschwäche zu kämpfen. In den 70er Jahren war ich deswegen auf einer sogenannten Sonderschule für geistig- und lernbehinderte Menschen. Ich hätte gerne eine richtige Ausbildung gemacht, aber auf diesen Schulen haben wir kaum etwas gelernt. Zu dieser Zeit wurden in Rostock – das ist die Heimatstadt meines Verlobten – bereits Integrationsklassen eingerichtet, weil sich Eltern dafür eingesetzt hatten.

Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie arbeitete ich 30 Stunden in der Woche in der Poststelle einer Behindertenwerkstatt. Mein Lohn dafür: ganze 170 Euro im Monat. Ich lebe heute von einer Erwerbsminderungsrente. Aber meinen Wunsch, wenigstens einen Schulabschluss zu haben – den habe ich nie aufgegeben. Jetzt besuche ich deswegen einen Lehrgang an der Volkshochschule.

Warum schreibe ich das so ausführlich? Wir erleben gerade eine gefährliche Rechtsentwicklung auch in Deutschland. Die neue Merz-Regierung ist dabei, für die Kriegsvorbereitung und die Subventionierung der Wirtschaft soziale Rechte unter den Teppich zu kehren. Und das trifft auch ganz besonders Menschen mit Behinderungen.

Die faschistische AfD stellt sich an die Spitze von Forderungen, die Inklusion an den Schulen abzuschaffen und wieder Sonderschulen einzurichten. Die AfD behauptet, Kinder mit Behinderungen seien besser in Förder- oder Sonderschulen aufgehoben, weil Regelschulen Inklusion nicht leisten könnten. Die AfD will keine „ideologisch motivierte Inklusion“. Aber was ist die Inklusion anderes als die Überzeugung – d.h. Ideologie! – dass jeder Mensch gleiche Rechte und Freiheiten haben muss und dass die Gesellschaft Verantwortung auch für ihre schwächsten Mitglieder zu tragen hat. Die AfD betreibt dagegen die „ideologisch motivierte“ Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen.
In ihrem Grundsatzprogramm erklärt sie, dass Inklusion „behinderte wie nicht behinderte Schüler in ihrem Lernerfolg hindern“ Wenn das nicht Ideologie-gesteuert ist?

Tatsächlich wird Inklusion in vielen Bereichen ausgebremst. Es scheitert an den Räumlichkeiten, an zu wenig Geld und zu wenig Personal.

Eine „ideologiegesteuerte“ Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen kennen wir dagegen aus der Geschichte. Die Hitler-Faschisten haben Menschen mit Behinderungen verfolgt und umgebracht. Sie wurden ausgesondert und weggesperrt! Die Sonderschulen während der NS-Zeit hatten vor allem die Aufgabe, den Kindern beizubringen, dass sie „minderwertig“ und „unbrauchbar“ wären. Im Sinne der faschistischen Rassegesetze folgte darauf dann konsequent die Zwangssterilisation! Und die AfD geht genau diesen Weg, auch wenn sie das als besondere Sorge für behinderte Menschen ausgibt.
In einem Positionspapier der Thüringischen AfD-Landtagsfraktion erklärt diese, dass die Inklusion „schädlich“ wäre für Kinder ohne Behinderungen. Wörtlich heißt es: „Es ist untragbar, Kinder an allgemeinbildenden Schulen als Integrationshelfer zu missbrauchen und von ihnen zu erwarten, dass sie während des Schulunterrichts Aufgaben wahrnehmen, die von sonderpädagogischem Personal zu leisten sind.“ (Bildungspapier, S. 53).

Liebe Frauen, ich bin seit 19 Jahren Mitglied bei den Berliner Courage-Frauen und setze mich besonders für die Rechte und Interessen behinderter Frauen ein. Welche Erfahrungen gibt es dazu in Courage? Welche Forderungen für behinderte Menschen und besonders für Frauen mit Behinderungen wollen wir aufstellen?
Darüber möchte ich mich gerne mit Euch austauschen.

Ich freue mich auf Eure Antworten.
Gabi, Courage-Frau aus Berlin