Courage bei Familien im Hochwassergebiet

Bericht von Courage Hagen

Wir wollten den vom Hochwasser betroffenen Familien eigentlich nur Kaffee und Brötchen vorbeibringen. Schließlich hatten Ende Juli viele Menschen im Nahmertal in Hagen-Hohenlimburg noch immer keinen Strom. Viele stehen vor Verlust und Zerstörung ihrer Wohnungen und Häuser. Am 13./14. Juli waren hier in wenigen Stunden Regenmassen vom Himmel gefallen, die sonst in zwei bis drei Monaten fallen. Zerstörungen, Dreck, Berge von Müll, abgerutschte Hänge – prägen noch das Bild.

Und dann hören wir die schlimmen Erfahrungen. Eine Anwohnerin erzählt:

Das Wasser stieg und stieg immer schneller. Wir retteten uns in den 1. Stock. Wir sahen, wie Wassermassen mit Geröll in das Nachbarhaus am Hang hinten hinein drückten und vorne voller Wucht herausströmten. Wir wussten, dass unsere Nachbarn in diesem Haus waren. Da hielt Feuerwehr vor unserem Haus. Wir sollten sofort evakuiert werden. Aber unsere Hunde und Hühner? ‚Die können Sie nicht mitnehmen‘, hieß es. Zum Glück konnten wir noch telefonieren und kamen mit unseren Hunden bei Freunden unter.

Hunderte von Helfern aus dem ganzen Ruhrgebiet sind hierher gekommen, um mit anzupacken.

Immer wieder erzählen Menschen ihre Erfahrungen. Sie berichten von Todesangst um sich und um andere, so als helfe ihnen das Erzählen, selber zu begreifen, was hier geschehen ist. Glücklicherweise ist in Hagen kein Menschenleben zu beklagen.

Aber die meisten Hochwasser-Betroffenen stehen noch vor Bergen an Arbeit, viele vor einer ungewissen Zukunft. Hunderte von Helfern aus dem ganzen Ruhrgebiet sind hierher gekommen, um mit anzupacken. Auch wir Courage-Frauen helfen. Unsere Frühstücks-Aktion wurde finanziell von anderen Courage-Gruppen unterstützt.

Es gab schon lange seriöse Warnungen, dass die globale Erwärmung verstärkt mit solchen Starkregen-Ereignissen einhergehen wird

Nur wenige Kilometer weiter werden deutlich mehr Fragen diskutiert. Vor Supermärkten in Hohenlimburg haben wir unser aktuelles Flugblatt von Courage verteilt, mit der Erklärung vom Bundesvorstand und der Einladung zum nächsten Courage-Treffen. „Das konnte niemand so vorhersehen“, meint eine Frau und hofft, dass die Hochwasserkatastrophe ein Weckruf für die politisch Verantwortlichen sein wird.

Die haben das doch gewusst“, entgegnen wir, „es gab schon lange seriöse Warnungen, dass die globale Erwärmung verstärkt mit solchen Starkregen-Ereignissen einhergehen wird. Aber die politisch Verantwortlichen haben das in den Wind geschlagen.“

Die Wahlentscheidung bei den bevorstehenden Bundestagswahlen wird mit diskutiert. Der CDU-Kanzlerkandidat hat hier nicht viele Fans.

 

Hauptsache, die ‚Aachener Printe‘ kommt nicht dran

heißt es mehrfach. Wir fragen nach der Alternative. Und wir fordern auf, auch die Kandidaten der Grünen daran zu messen, was sie tatsächlich zum Schutz der natürlichen Umwelt unternehmen. Auch unter einer grünen Umweltministerin in NRW lief der Braunkohletagebau und die AKWs munter weiter. Es kommen auch viele Vorschläge: die Wasserrückhaltebecken oberhalb der Täler wieder einzurichten, die Versiegelung der Landschaft zu stoppen, die vom Fichtensterben kahlen Hänge entschlossener wieder aufzuforsten.

Als Frauen können wir nur etwas mit Perspektive bewirken, wenn wir organisiert sind

Mehrere Frauen finden es gut, dass wir als Frauenverband uns auch in Sachen Umwelt engagieren. Sie machen sich große Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder. Wir betonen, dass wir als Frauen nur etwas mit Perspektive bewirken können, wenn wir organisiert sind.

Katastrophen reagieren, sondern selber das Heft des Handelns in die Hand bekommen. Mehrere Frauen möchten mit uns in Verbindung bleiben und geben uns ihre e-mail-Adressen. Und wir Courage-Frauen sind uns nach dieser Verteil-Aktion sicher, dass wir solche Aktionen im Stadtteil unbedingt häufiger machen sollten.

Es steckt eine solche Kraft in uns Frauen

Es steckt eine solche Kraft in uns Frauen. Im Nahmertal hat eine junge Mutter sich ihr Baby auf den Rücken gebunden und mit geschippt. Eine Frau mit drei kleinen Kindern nahm die Organisation der Hilfe in die Hand und wuchs über sich hinaus. Es gibt eine Vielzahl solcher Initiativen für die Gemeinschaft, gerade von Frauen.

Wir berichten, dass wir ein bundesweiter Verband sind und Courage-Gruppen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Hilfe angeboten haben. Das stößt auf Interesse. Schließlich wollen wir nicht immer nur auf Katastrophen reagieren, sondern selber das Heft des Handelns in die Hand bekommen. Mehrere Frauen möchten mit uns in Verbindung bleiben und geben uns ihre e-mail-Adressen. Und wir Courage-Frauen sind uns nach dieser Verteil-Aktion sicher, dass wir solche Aktionen im Stadtteil unbedingt häufiger machen sollten.