Bericht und Leserbrief zu einer Friedensdemonstration in Hagen

In Hagen hat gestern eine bemerkenswerte Friedensdemonstration mit bis zu 900 Teilnehmerinnen und Teilnehmern stattgefunden. Aufgerufen hatte „Team Todenhöfer. Die Gerechtigkeitspartei.“
Mich beunruhigt der Krieg im Nahen Osten zutiefst. Es war gut zu spüren, dass das vielen, vielen Menschen genauso geht und dass wir den Kampf für Frieden aufnehmen. Da war der Flüchtling aus Syrien, der sagte: „Ich weiß, was Krieg für die Menschen bedeutet. Deshalb laufe ich hier mit.“ Da war die Frau aus der Türkei. Ihr schossen die Tränen in die Augen, als wir über die mehr als 4.000 toten Kinder sprachen, die im Gaza-Streifen durch die Bomben Israels ums Leben gekommen sind. Mühsam sagte sie: „Mein Herz zerbricht. Die Mütter können ihre toten Kinder nicht mal würdevoll bestatten.“ Da war die Palästinenserin, die berichtete: „Als Palästinenserin wird man heute in Deutschland schon mit Hamas gleichgesetzt. Solch eine Diffamierung.“ Mehrere freuten sich, den Frauenverband Courage kennen zu lernen.
Wer sich näher über den massiven, hoch organisierten Polizeieinsatz informieren möchte, kann das in der heutigen Westfalenpost Hagen tun. Vom Polizeipräsidium Hagen aus wurde dieser Einsatz von einem 20-köpfigen Team der Einsatzleitung geführt. „Haben sie denn so mächtige Feinde?“ hat Bertolt Brecht einmal gesagt. Ich habe mich auf jeden Fall herausgefordert gefühlt, einen Leserbrief zu schreiben – siehe nachfolgend. Im übrigen war ich mir mit mehreren Frauen einig, dass der Tag gegen Gewalt an Frauen, 25.11., in diesem Jahr besonders wichtig wird.

Leserbrief an die Westfalenpost Hagen

Friedensdemonstranten als Problem?

Der eskalierende Krieg im Nahen Osten erfüllt mich mit großer Sorge. Deshalb war es wichtig, dass am 10.11. in Hagen eine Demonstration für Frieden stattfand. Unsere Regierung ist ja nicht einmal in der Lage, für einen Waffenstillstand einzutreten.
Ihren Bericht durchzieht stattdessen die Sorge um den Erfolg des völlig unverhältnismäßigen Polizeieinsatzes („Demo als Stresstest für die Polizei“). Als Demonstrant fühlte man sich schon fast als Krimineller, als die Demo, umstellt von Mannschaftswagen, begann. Während der Demo liefen beiderseits in einer Kette jeweils Vierer-Trupps der Polizei in voller Kampfmontur. Beschützer? Sie waren jederzeit bereit, zu mehreren einzugreifen, um die Auflagen der Polizei durchzusetzen.
Es waren Auflagen, die die Meinungsfreiheit massiv einschränkten. Verbotene Losungen waren z.B. „Kindermörder Israel“, „Free Palestine“, „Völkermord“. Nichts gegen das Unterbinden von faschistischen Parolen oder der Teilnahme von Faschisten. Aber eine Friedensdemo muss das Recht haben, die Verantwortlichen für die militärische, menschenverachtende Eskalation klar zu benennen. Mit den gemeinsamen Rufen „Free Palestine“ und der Disziplin der Teilnehmer war die Demo ein wichtiges Signal, dass der Wunsch nach Frieden stärker ist als die massiven Einschränkungen vom Recht auf Demonstrations- und Meinungsfreiheit.

Magret, Courage-Gruppe Hagen