„Wir werden Gewalt an Frauen nicht mehr akzeptieren“ – bewegende Kundgebung am Jahrestag des Mordanschlags auf Seda

50 Frauen und einige Männer folgten am Montag 22. Juni der Einladung des Frauenverbands Courage zu einer Kundgebung auf dem Goldbergplatz in Buer. Der Protest gegen Gewalt an Frauen vereinte Frauen unterschiedlichster Organisationen und sozialer Bewegungen: der Alevitischen Gemeinde, von AUF Gelsenkirchen, des Frauenverbands Courage und des Freundeskreises Seda, der MLPD und des Jugendverbands REBELL und von verdi.

Nur einige Meter vom Kundgebungsort entfernt hatte auf den Tag genau vor einem Jahr Faruk P. versucht, die Gelsenkirchenerin „Seda“ – Mutter zweier Kinder – mit über 20 Messerstichen zu töten. Zuvor hatte er sie drei Jahre lang gestalkt und ihr gedroht, sie zu töten.

Lebendig brachte die Kundgebung zum Ausdruck, dass die breite Solidaritätsbewegung mit „Seda“ ungebrochen ist. Glücklich waren an diesem Jahrestag alle, dass Seda überlebte und es ihr besser geht, sie wieder lachen kann. Ungebrochen ist aber auch die Wut und Empörung, dass sie und die Morddrohung ihr gegenüber nicht ernst genug genommen wurde und von der Polizei nicht alles getan wurde, die Tat zu verhindern.

In einem die Teilnehmer und Passanten tief bewegenden Grußwort an die Kundgebung schrieb Seda:

 

Wir haben es satt, immer wieder zu erfahren, dass Mädchen und junge Frauen in ihren Familien mit Gewalt aufwachsen müssen, ihr Gefühle und Wünsche unterdrückt werden, … dass sie sich aus Verzweiflung das Leben nehmen oder von ihrem Freund, Ehemann oder einem Stalker ermordet werden. Dies wollen wir nicht mehr erleben und werden es auch nicht mehr akzeptieren. … Wir können viel bewegen, wenn wir zusammenstehen.

Doch was „Seda“ erlebten musste ist leider kein Einzelfall.

Gewalt an Frauen ist für viele alltägliche Realität. Redebeiträge gingen auf strukturelle und politische Hintergründe ein, dass Frauen in dieser Gesellschaft weniger wert sind. Das zeigt sich u.a. in geringeren Löhnen und damit verbundener großer Altersarmut, dass ihnen oft – ob unterschwellig oder offen – eine Mitschuld gegeben wird, wenn sie Opfer von Gewalt und Sexismus werden uvm.

Die Kundgebungsteilnehmer forderten, dass geltende Gesetze wie die Istanbul Konvention, die den Schutz von Frauen vor Gewalt stärken – auch explizit vor Stalking – endlich umgesetzt werden.

Die Beiträge am Offenen Mikrofon spannten den Bogen über Gelsenkirchen und Deutschland hinaus. Weltweit nimmt die Gewalt an Frauen zu, im April wurden in Mexiko so viele Frauen ermordet wie in keinem anderen Monat seit 5 Jahren. Weltweit wächst aber auch eine Bewegung unter der Losung „Ni una mas – keine einzige mehr!“

Die nächsten Treffen des Frauenverbands Courage in Gelsenkirchen sind

  • am 2. Juli in Horst um 18 Uhr im Emscherhusar, Harthorststr. 29 und
  • am 21. Juli um 18.30 Uhr in Mitte im Treff International, Hauptstraße 40.

Alle Frauen, die Courage kennenlernen, gegen Gewalt gegen Frauen aktiv werden wollen oder Hilfe und Unterstützung brauchen, sind herzlich eingeladen. Der Frauenverband ist außerdem unter courage-ge-west@gmx.de zu erreichen.

Pressemitteilung/Bericht von Ulja Servay