Gedicht: Corona-Gedanken einer Courage-Frau

Corona-Gedanken

Hey, hey ho, ich bin grad nicht froh.
Denn ich sitze hier,
allein in meinem Revier.
Und das ist so doof,
macht mich gar nicht froh,
vermisse Familie, Freunde und Co.
Ich kann es nicht versteh`n,
was ist gescheh`n?
Kann nicht mehr auf die Straße geh`n,
nur noch aus dem Fenster seh`n.
Wie lang wird es so weiter geh`n?

Jetzt ist schon der siebte Tag,
und ich überleg, was ich heut mach.
Könnte waschen, putzen, oder näh`n,
die Fußbank rauf und runter geh`n.
Müll muss raus, die Post auch rein,
oh, wie schön, ist das nicht fein?

Hey, hey, ho, bin auch heute nicht froh,
bin hier ganz alleine,
keine Reise, was für `ne Scheiße!
Noch immer sitz ich hier,
im Zwei-Zimmer-Revier,
du, ihr nicht hier, und sind kein wir.

Herrjemine, warum ist es gescheh`n?
Soll`s denn lang so weiter gehe‘n?
Kleine Pause, Kaffee trinken,
Fenster öffnen, Zeitung lesen,
ist da jemand an der Tür gewesen?

Und heute hier, im kleinen Revier,
werd ich alleine gehen spazier`n.
Hin und her, und her und hin,
vielleicht macht`s ja Sinn?
Arme, Beine, auf und nieder,
immer wieder, wieder und wieder.
Mit Reggae Sound, das wär`s doch jetzt,
ist das nicht toll? Was für ein Fest.

Und all meine Gedanken und auch Sorgen,
verschiebe ich einfach auf morgen.
Irgendwie wird`s schon weiter geh`n,
man wird es seh`n.
Will nicht jammern, nicht Tage zählen,
seh durch`s Fenster den Nachbar Rasen mähen.
Wie wird es draußen den anderen geh`n?
Keine Heimat, nur ein Zelt,
keine Arbeit, und kaum Geld,
Was ist los in unserer Welt?

Werde auch nicht klagen, kann ja hier laufen,
drei Meter rechts, drei links, mich drehen und schmausen.
Wer geht wohl für mich einkaufen?
Reicht das Klopapier? Werde neues brauchen.
Mal eben was im Netz bestellt,
ja, geht einfach in der heutigen Welt.

Nur mit Corona wird`s wohl noch dauern,
keine Ahnung wie lang, wir müssen schauen.
Und morgen, ja morgen, ich werd mal sehen,
könnt ich vielleicht ins Heimkino gehen.
Oder nehme die Bibliothek ins Visier,
die hab ich ja auch gleich hier.
Oh, wie schön ist mein kleines Revier.

Hmm, wie wird`s wohl weiter gehen?
Wann kann ich euch denn wiedersehen?
Wann kann ich euch wieder in die Arme nehmen?
Und immer noch bin ich hier,
in meinem Zwei-Zimmer-Revier,
immer noch nicht ihr,
und auch kein wir.

Die Tage vergehen, will sie nicht mehr zählen,
den Nachbar lang nicht mehr gesehen,
er kann den Rasen bald wieder mähen.

Heut müde aus dem Bett gekrochen,
tun mir weh all meine Knochen,
und hab auch keine Lust zu kochen.
Den Schlaflook einfach anbehalten,
wie ich es will, kann ich`s gestalten.

Endlich mal Zeit ein Buch zu lesen,
alte Fotos sehen, wie war`s früher gewesen?
Ja, es war `ne andere Zeit,
und Corona war auch nicht dabei.
Was macht der Virus bloß mit uns?
Glück gehabt, bin noch gesund.

Der Tag ist bald schon wieder rum, ja und ich?
Ich bin immer noch stumm.
Wer sollte denn mit mir auch reden,
ist lange keiner hier gewesen.
Was ist los? Ich kann`s nicht glauben,
könnt ich jetzt doch draußen laufen.

Corona-Koller? Bloß nicht jetzt!
Schnell Fenster auf, damit raus und weg.
Also weiter machen und nicht ruhn,
manches kann ich ja noch tun,
werd schnell noch unter die Dusche springen,
vielleicht werd ich dabei was singen.
Und später dann ist Krimi-Time,
im Froster müsste Eis noch sein.
Hey, ihr wollt auch was?, aber dürft nicht rein.
So ein Pech!
Kleiner Scherz, muss auch mal sein.

Allein gemütlich klingt der Abend aus,
mach mich auf den Weg nach Haus.
Bin k.o., aber es wird schon gehen,
kann ja mein Bett von hier aus sehen.
Ja und morgen, wie soll`s schon sein,
hab ich wieder für vieles Zeit.
Werd mich dann freuen, oh, es wird schön,
denn ich werd‘ mich wiederseh`n.

Ein neuer Tag, die Sonne scheint,
und schau gleich bei rf-news rein.
Und was kommt heut auf den Tisch,
vielleicht `ne Suppe, oder mal Fisch?

Langsam gehen mir die Gedanken aus,
will endlich wieder auf die Straße raus.
Spazieren, shoppen, auf Demos gehen,
und euch alle endlich wiedersehen.

Und in Gedanken grüß ich alle,
hoffe sehr, es dauert nicht mehr lange.

27.03.2020, Fe aus Essen