10 Punkte Programm des Frauenverbands Courage e.V.
Vorwort
Der Frauenverband Courage e.V. wurde am 16. Februar 1991 von 63 Frauen gegründet. Bundesweit, in über 50 Städten organisieren sich seither Frauen unterschiedlicher Nationalität und Weltanschauung, jeden Alters und aus allen beruflichen und sozialen Schichten.
Der Frauenverband Courage e.V. fördert den Zusammenschluss der Frauen zur Wahrung ihrer Interessen, insbesondere für ihre gesellschaftliche Anerkennung, und engagiert sich für die Befreiung der Frau.
Courage – der Name soll Programm sein und das besondere Profil des Verbandes kennzeichnen: überparteilich, demokratisch, finanziell unabhängig, international.
Die Verbandsaktivitäten beruhen auf vier Säulen:
kämpferische Interessensvertretung, Bildung und Beratung, gegenseitige Hilfe, Kultur und Feiern.
Courage braucht jede Frau – jede Frau braucht Courage!
Werde Mitgliedsfrau und unterstütze Courage durch deinen regelmäßigen Beitrag und deine aktive Mitarbeit!
Mitglied werden kann jede Frau, die Programm und Satzung anerkennt und regelmäßig einen monatlichen Mitgliedsbeitrag von mindestens 3 Euro zahlt.
Herzlich willkommen!
1. Ohne uns Frauen gibt es keine Lösung der brennenden Fragen unserer Zeit!
Immer mehr Frauen wollen wie wir aktiv werden gegen Frauendiskriminierung, Arbeitslosigkeit, Armut; für den Weltfrieden, für den Schutz der Umwelt und gegen die Ausplünderung der in wirtschaftlicher Abhängigkeit gehaltenen Länder – für eine Gesellschaft, in der der Mensch und nicht der Profit im Mittelpunkt steht.
Doch unsere gesellschaftliche Lage und Erziehung verwehren uns viele Rechte und Möglichkeiten zur Entfaltung unserer Fähigkeiten.
Wir organisieren uns, um uns das Wissen, das Selbstvertrauen und die Fähigkeit zum Lernen und Kämpfen für unsere Interessen anzueignen.
2. Wir schließen uns zusammen!
- als Frauen jeder Nationalität und jeden Alters
- auf demokratischer, antifaschistischer, nicht partei- oder religionsgebundener Grundlage
- gegen Spaltung: Bei uns haben Faschismus, Rassismus, Antikommunismus, Antisemitismus, Sexismus und Homophobie keine Chance
3. Für eine lebenswerte Zukunft!
Wir wollen eine menschenwürdige, gerechte Gesellschaft ohne Unterdrückung und Ausbeutung von Mensch und Natur, in der die Befreiung der Frau Wirklichkeit wird – eine Zukunft, in der wir unser ganzes Leben und unsere Geschicke selber in die Hand nehmen, in der unsere Meinung und Interessen geachtet werden.
In diesem Ziel und dem Einsatz dafür fühlen wir uns der internationalen Arbeiterbewegung eng verbunden. Wir arbeiten dazu mit der Jugend-, Umwelt- und Friedensbewegung zusammen.
4. Die Befreiung der Frau ist eine gesellschaftliche Frage!
Die besondere Unterdrückung der Frau ist nicht naturgegeben, sondern hat gesellschaftliche Ursachen, die im Laufe der Geschichte entstanden sind. Deshalb ist die Befreiung der Frau untrennbar mit einer befreiten Gesellschaft verbunden. Sie kann nur im gemeinsamen Kampf aller Unterdrückten, Frauen, Männer und Kinder erreicht werden.
Doch damit ist die Befreiung der Frau noch lange nicht erreicht. Erst in der Überwindung der patriarchalen Denk- und Verhaltensmuster liegt der Weg zur wirklichen Emanzipation und damit die Chance einer großen schöpferischen Kraft für die Gesellschaft. Deshalb müssen wir Frauen unsere Interessen selbst vertreten.
5. Wir fordern volle Gleichberechtigung!
Wir fordern volle Gleichberechtigung im Beruf, Bildung, Familie, Kindererziehung, Teilnahme am politischen, kulturellen und sozialen Leben. Wir verlangen, dass gesellschaftliche Aufgaben – wie die Verantwortung für die Versorgung und Pflege von Kindern, Alten, Kranken und Schwachen – nicht auf uns Frauen abgeschoben werden, sondern fordern eine eigenständige, wirtschaftliche und soziale Absicherung. Wir fordern, dass wir Frauen respektiert und unsere Emanzipation unterstützt, wir nicht missachtet, bevormundet und unterdrückt werden. Wir bekämpfen jegliche Form körperlicher, seelischer und sexueller Gewalt.
Wir wollen selbst entscheiden in den wichtigsten Fragen unseres Lebens.
6. Wir kämpfen um unsere Lebensinteressen
- für die Rechte der Erwerbslosen, Erwerbstätigen und ihrer Familien in Betrieben, Verwaltungen und im Wohngebiet. Dazu arbeiten wir auch mit in den Gewerkschaften
- für gleiche Rechte für alle – auf nationaler und internationaler Ebene
- für Frieden und Völkerfreundschaft – gegen Faschismus und Rassismus
- für den aktiven Schutz der natürlichen Umwelt – gegen die drohende Zerstörung unserer Lebensgrundlagen
- für den Erhalt, die Wiederherstellung unserer Gesundheit bei gründlicher und kostenloser medizinischer Versorgung gegen die Tendenz, alle Gesundheitskosten den einzelnen Menschen aufzubürden
- für die Interessen und die lebenswerte Zukunft von Kindern und Jugendlichen.
7. Wir setzen uns ein für internationale Solidarität!
Wir leben und arbeiten heute in Deutschland mit Menschen aus unterschiedlichsten Ländern zusammen. Die Vielfalt der Kulturen, der Lebens- und Kampferfahrungen empfinden wir als großen Reichtum und Stärkung. Wir sind entschlossen, unsere Unterschiedlichkeiten für unser gemeinsames Ziel zu nutzen. Im offenen Erfahrungsaustausch wollen wir voneinander lernen und in gelebter Solidarität die Spaltung zwischen unseren verschiedenen Volksgruppen überwinden. Deshalb arbeiten wir eng mit den Migrantinnen und Migranten in der BRD zusammen und wirken mit an der solidarischen Unterstützung ihrer Kämpfe.
Darüber hinaus treten wir ein für den internationalen Zusammenschluss und Einsatz für unsere gemeinsamen Interessen. Wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen. Wir knüpfen internationale Kontakte zu aktiven Frauen und Frauenorganisationen zum Erfahrungsaustausch und zur gegenseitigen Hilfe.
8. Wir wollen lernen und uns bilden
- in gesellschaftlichen Fragen wie Beruf, Familie und Ausbildung; in Kenntnis und Wahrnehmung unserer Rechte
- in Geschichte, Politik, Naturwissenschaften und Religionen
- über Leben und Kultur der Völker.
9. Wir helfen und beraten uns
- bei allen Fragen in Familie und Partnerschaft
- in Problemen und Konflikten z. B. mit Ämtern, am Arbeitsplatz, Mietangelegenheiten, Schule, Kindergarten und ärztlicher Versorgung.
10. Wir feiern und erholen uns gemeinsam
- mit gemeinsamer Freizeit und Kultur
- bei Fahrten und Ausflügen, auch zu anderen Frauengruppen
- bei Festen und Feiern, die wir selbst gestalten.