„WIR SIND VIELE! Schaut nicht weg! Zusammen wollen wir das Band des Friedens weltweit zu einem Band der Hoffnung und der Menschlichkeit weben!“

Heiß umstritten und von Antisemitismusvorwürfen begleitet war dieses Jahr der Weltgebetstag der Frauen (WGT) . (1)
Eine Courage-Frau aus Magdeburg ist aktiv in der Weltgebetstagsbewegung und schickte den folgenden Bericht über ihre Aktivitäten und einen offenen Brief, den sie gemeinsam mit anderen Frauen schrieb.

„Die Bemühungen um einen Waffenstillstand gehen weiter. …“

Viele vergleichen die aktuelle politische Situation mit der Zeit der „Weimarer Republik“. Erschreckend – denn wir wissen welche Konsequenzen diese Politik hatte. Etwas resigniert ging ich zu einer Weihnachtsfeier und traf eine alte Freundin. Sie erzählte mir von dem Frauenverein Courage. Skeptisch sah ich mir die Webseite an und war überrascht, dass es eine große Schnittmenge mit meinen Überzeugungen gibt. Auch bei dem Thema Palästina wurde klar und eindeutig Stellung bezogen und sich nicht wie üblich weggeduckt. Ich war beeindruckt, denn in dem breiten Bündnis der Courage Frauen ist auch für mein Engagement als Christin Platz. Ich brauchte nicht lange überlegen und seit Dezember 2023 bin ich eine von Euch – eine aktive Courage Frau.

Es war kein leichtes Thema, das vom Gremium des Frauen-Weltgebetstages für dieses Jahr festgelegt wurde. Egal von welcher Seite über das Thema Palästina diskutiert wird, es ist eine Gratwanderung und ein vermintes Gebiet.

Doch wie glaubwürdig sind wir noch als Christen/Innen und Humanisten/Innen, wenn wir menschliches Leid in Kriegen relativieren und nicht aus dem Schatten der Politiker heraustreten?

Insgesamt nahmen 54 Frauen an dem Vorbereitungsseminar im Roncalli Haus in Magdeburg teil. Den Vortrag über die aktuelle Situation in Palästina und die Hintergründe des Konflikts hielt Frau Faten Mukarker, die als Aktivistin der palästinensischen Frauenbewegung und orthodoxe Christin auch für die Rechte der Frauen kämpft. (2)
In den Diskussionsrunden am Rande des Seminars waren wir uns einig, dass wir nicht auseinander gehen können ohne eine Stellungnahme zu diesem seit 75 Jahren bestehenden Konflikt abzugeben.
Aus dieser schwelenden Auseinandersetzung, die täglich Opfer in Palästina und auch in Israel gefordert hatte, entzündete sich jetzt ein grausamer Krieg ohne „rote Linien“ mit Tausenden Toten und Verletzten.

Wir setzten uns im kleinen Kreis zusammen und formulierten einen „Offenen Brief“ an den Weltgebetstag.

Im Inhalt fordern wir nach 75 Jahren unendlichem Leid auf beiden Seiten eine friedliche, nachhaltige Lösung und einen sofortigen Waffenstillstand, weiterhin die Freilassung der Geiseln. Ergänzend initiierten wir einen Aufruf zu einer Unterschriftssammlung.
Unterstützung bekamen wir von einer katholischen Gemeinde in Haldensleben, die sich bereit erklärte die Sammlung der Unterschriften zu organisieren. Im Ergebnis hatten 376 Christen/innen und Humanisten/Innen unseren „offenen Brief“ mit ihrer Unterschrift unterstützt.
Im Anschluss schickten wir die Listen zusammen mit einem Anschreiben und unserem offenen Brief auch an die Außenministerin Frau Baerbock.

Durch die Geschichte wissen wir, dass Vergeltung und Hass Konflikte nicht lösen kann und sogar den Grundstein für weitere Kriege legt.
Der in den Medien vorherrschenden Kriegsrhetorik möchte ich das Zitat von Immanuel Kant entgegensetzen: „Der Friede ist das Meisterstück der Vernunft“.

Offener Brief an das Komitee des Weltgebetstages

„Glücklich sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Matthäus 5,9
Zusammen wollen wir das Band des Friedens weltweit zu einem Band der Hoffnung und der Menschlichkeit weben.

In diesem Jahr werden uns Frauen aus Palästina von ihrem Heimatland erzählen und mit uns für eine friedliche Welt beten.
Mit großem Entsetzen und Schmerz schauen wir auf das Leid der palästinensischen Bevölkerung und der Anschlagsopfer in Israel. Aus der Geschichte wissen wir, dass Vergeltung und Hass Konflikte nicht lösen und vergossenes Blut weiteres Blutvergießen nach sich zieht.
Erschüttert sehen wir auf die vielen Toten und Verletzten. Wir nehmen die Verzweiflung der Menschen und das Dilemma wahr, in einem Kriegsgebiet keinen sicheren Ort zu finden.

Als christlich und humanistisch geprägte Menschen können und wollen wir nicht dazu schweigen. Wir haben eine große Verantwortung.
Wir wollen uns nicht an die Bilder von Krieg und Leid gewöhnen.
Wir wollen uns nicht daran beteiligen, Gewalt gut zu heißen und als unvermeidlich anzusehen.

Deshalb rufen wir zu einem sofortigen Waffenstillstand und zur Freilassung der Geiseln auf. Die Verletzten, die Traumatisierten und die Menschen ohne Obdach brauchen schnellstmöglich Hilfe.

Wir unterstützen die ernsthafte Suche nach einer Lösung des Konflikts, die beide Völker zu einem nachhaltigen Frieden führt.

WIR SIND VIELE! Schaut nicht weg. Zusammen wollen wir das Band des Friedens weltweit zu einem Band der Hoffnung und der Menschlichkeit weben.

Magdeburg, den 16. Februar 2024
Initiative: Karen Beyer, Pastorin Dorothea Laser-Merker, Cornelia Henke

Anmerkungen:

(1)
Der Weltgebetstag der Frauen (WGT) findet weltweit immer am 1. März statt. Im Mittelpunkt steht jeweils ein Land, das über Delegierte demokratisch festgelegt wird. „Die Weltgebetstagsbewegung will auf die jeweiligen Stimmen der Frauen aus dem Vorbereitungsland hören. Ihre Berichte, Erfahrungen und Glaubenszeugnisse stehen im Mittelpunkt der Gottesdienste. Diese widerspiegeln länderspezifische Wirklichkeiten, welche geprägt sind von politischer und kultureller, aber auch religiöser und oft kolonialer Geschichte“, so das Schweizer Komitee in einer Erklärung 2017 wurden für 2024 Palästina ausgewählt und die palästinensischen Frauen bereiteten die Liturgie, Texte. Lieder und Bilder vor. Nach dem brutalen Überfall der islamistisch-faschistischen Hamas auf israelische Zivilisstinnen Zivilisten wurden insbesondere in Deutschland Vorwürfe erhoben, der WGT und seine Texte seien „tendenziös politisch“, antisemitisch und „delegitimierten die Existenz des Staates Israel“. Das deutschen Komitee änderte und ergänzte die Texte, um auch die Solidarität mit den Opfern des Hamas-Überfalls auszudrücken. Es zog das Titelbild und Plakat der palästinensischen in Deutschland lebenden Künstlerin Halima Aziz zurück, weil sie im Verdacht stehe, sich mit der Hamas zu solidarisieren.  „I stand for Palestine“ hatte sie in ihrem Instagram-Account geschrieben und in ihrem Titelbild tragen die palästinensischen Frauen den Schlüssel ihrer Häuser, aus denen sie vertrieben wurden als Symbil der Hoffnung auf Rückkehr. Mehr zu ihrer Person und dem Titelbild.
(Diese Anmerkung wurde von der Redaktion erstellt.)

(2) zu Faten Mukarker
Faten Mukarker, wurde 1956 in Bethlehem geboren. Von 1957 bis 1975 lebte sie in Deutschland. Ausbildung zur Arzthelferin. 1998 Herausgabe des Buches „Zeitzeugen – Leben zwischen Grenzen (Hans Thoma Verlag, Karlsruhe, 6. Auflage). Sie ist auch ein aktives Mitglied in der palästinensischen Frauenbewegung. Seit Jahr 2000 auf Vortragsreisen, Podiumsdiskussionen und Seminaren in Gemeinden, Schulen, Volkshochschulen, evangelischen und katholischen Fortbildungsakademien, Studenten-gemeinden/Universitäten. Veröffentlichungen in unterschiedlichen Zeitungen und Zeitschriften. Beiträge für verschiedene Fernsehsender (ZDF, XXP, WDR, Hessen) und Radiosender (Deutschlandfunk, SWR, WDR, Hessen). 2002 Teilnahme an einem Friedenscamp mit Israelis in Portugal. 2003 Teilnahme am Kirchentag in Berlin an einem Podiumsgespräch mit Reuven Moskovitz (israelischer. Friedensaktivist, Schriftsteller)
Ergänzungen der Redaktion: Faten Mukarker nahm 2004 am 6. Frauenpolitischen Ratschlag mit einem Beitrag „Die Kinder malen nicht mehr Blumen und Bäume …“ bei der „Reise zu den Frauen der Welt“ teil. Er ist nachzulesen in dem Buch „Reise zu den Frauen der Welt“ (Hrsg. Monika Gärtner-engel, Verlag Neuer Weg 2004, ISBN 3-88021-356-9).
Anfang 2024 machte Faten Mukarker eine Vortragsreise durch Deutschland.  Hier Berichte aus Frankfurt und  Offenburg.


Das Beitragsbild dieses Berichts ist das Titelbild des WGT und stammt von der Künstlerin Halima Aziz. Mehr zu ihrer Person und dem Titelbild.