„Wir fordern Schutz! Keine Notstandsmaßnahmen, sondern eine befreite Welt!“ – Bericht zum Aktionstag der Weltfrauen vom 19. Juni

Internationaler Aktionstag der kämpferischen Frauenbewegung stieß auf großes Interesse und machte neugierig auf die 3. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen 2021 in Tunesien/Tunis!

Am 19. Juni stellten Weltfrauen den internationalen Aufruf mit Forderungsprogramm an die Regierungen in aller Welt der Öffentlichkeit vor. Es war eine internationale Aktion, initiiert und koordiniert von den Kontinentalkoordinatorinnen der Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen. Hier Auszüge aus den Kundgebungen in drei europäischen Ländern.

Aus den Niederlande / Amsterdam berichtet Halinka Augustin, Europakoordinatorin:

„Die Folgen der Coronakrise werden auf die einfachen Menschen abgewälzt und treffen insbesondere Frauen. Viele Frauen arbeiten in den Bereichen Pflege, Bildung und in Reinigungsdiensten. Dort werden Überstunden geleistet und sie arbeiten unter schweren psychologischen Bedingungen. Diese Frauen sind wahre Heldinnen. Auch die Pflege der Familie, kranker Familienmitglieder und älterer Menschen liegt weitgehend auf den Schultern der Frauen. Weltweit tragen Frauen die größten sozialen Lasten und die größte Verantwortung für das Leben. Die Corona-Krise macht die Ausbeutung von Frauen sehr sichtbar. Wir Weltfrauen sind aktiv gegen die Corona-Krise. Wir sind nur dann eine Kraft, wenn wir organisiert sind, in Gewerkschaften, in Nachbarschaften, in Frauenorganisationen.(Artikel erscheint in der Nachbarschaftszeitung De Staatskrant)

Aus Österreich/Wien berichtet Birgül Halis, Demokratische Frauenbewegung in Europa/ADKH:

„Auf dem Platz der Menschenrechte verteilten wir die Erklärung der Weltfrauenkonferenz und ADKH zusammen mit Komintern, Yeni Kadin, SKB und Frauenstreik. Die WienerInnen waren sehr interessiert an dieser Aktion, die wir mit verschiedenen Parolen, Gedichten und Tänzen friedlich beendeten. Wir fordern u. a., gleichen Lohn für gleiche Arbeit, massive Lohnsteuersenkung der niedrigen und mittleren Einkommen, Neubewertung der Arbeit: gesetzliche Anerkennung von „typischen Frauenberufen“ als Schwerarbeit (emotional), extra Lohn-/Gehaltserhöhung für die typischen Frauenbranchen, gezielte Förderung und Weiterbildung von Frauen, insbesondere mit Migrationshintergrund…“

In Deutschland fanden Aktionen in Berlin, Hamburg und Frankfurt statt.

Aus Berlin berichtet Karola Küken, Europadelegierte:

 

„Mit der Aktion der Courage-Gruppe Neukölln/Treptow haben wir den Internationalen Aufruf in Berlin bekannt gemacht. Wir haben viel Aufmerksamkeit bekommen. Besonders, dass die internationale kämpferische Frauenbewegung gemeinsam aufruft und die Initiierung eines weltweiten Aktionstages, das hat besonderes Interesse hervorgerufen.
Die Aktion haben wir verbunden mit der Bekanntmachung des Aufrufs zur 3. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen 2021 in Tunesien/Tunis. Das fand viel Zustimmung auch Bewunderung. Es war eine kleine, aber gelungene Aktion in Berlin“.

Aus Frankfurt berichtet Bernadette Leidinger-Beierle, Sprecherin Frauenverband Courage:

„Vertreterinnen von Courage und der Demokratischen Frauenbewegung in Europa machten den Internationalen Aufruf in Frankfurt bekannt. Den internationalen Charakter der Aktion unterstrichen wir mit den Kämpfen in Frankreich und in Deutschland unter dem Motto „Gesundheit statt Profite“. Um die Existenz geht es in Deutschland auch für Tausende Beschäftigte bei Kaufhof-Karstadt. Kritisch sehen wir die schrittweise Öffnung der Schulen und Kitas. Das entlastet viele Eltern. Aber wir fordern dafür umsetzbare Hygienekonzepte, kleine Gruppen, mehr Personal und Gesundheitsschutz für alle – Kinder und die pädagogischen Kräfte. Statt wie die hessische Landeregierung die Kinder einfach noch vor den Ferien in den Regelbetrieb zu schicken – nach dem Motto „Mal sehen was passiert.“ Aus dem Berufsalltag als Psychologin berichtete eine Frau, dass die Corona-Krise psychische Krankheiten und Ängste gerade bei Frauen verstärkt. Sie betonte wie wichtig die gegenseitige Unterstützung ist, aber auch, dass Frauen aktiv für ihre Interessen eintreten und nicht einfach hinnehmen, dass der ganze Krisenalltag auf sie abgewälzt wird und sie durch ihre niedrigeren Löhne noch stärker in Existenznot geraten. Deshalb versicherten wir den Beschäftigten von Karstadt/Kaufhof unsere Solidarität und bestärkten sie im Kampf um jeden Arbeitsplatz.“

Aus Hamburg berichten Najia Afshari/ Sprecherin Frauenverband Courage und Suse Bader/ Europakoordinatorin:

„Mit einem Internationalen Aktionstag verleihen wir den Forderungen an die Regierungen der Welt Nachdruck. Dieser Tag ist auch Ausdruck unserer gegenseitigen Verbundenheit in schwierigen Zeiten.
Die Corona-Krise verschärft in ihrem Zusammentreffen mit der schon 2018 begonnenen Weltwirtschafts- und Finanzkrise und weiteren Strukturkrisen des imperialistischen Weltsystem mit dramatischen Auswirkungen auf die Frauen der Welt. Umso bedeutender sind in dieser Situation die Stärkung der kämpferischen Frauenbewegung und die Weiterentwicklung ihrer Zusammenarbeit auf den Weg zur 3. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen. Die Bewältigung des Krisenalltags kostet die Frauen der Welt viel Kraft, fordert die Entwicklung von gegenseitiger Hilfe und Solidarität heraus. Aber auch das Frauenbewusstsein entwickelt sich: Mehr und mehr Frauen wollen ihre Lage nicht kampflos hinnehmen! Das zeigen anschaulich Auszüge aus Zuschriften u.a. aus Afrika, Asien, Lateinamerika, Südkurdistan/Irak. Es ist sehr bedeutend, dass sich unserem Aufruf Massenbewegungen wie die Landarbeiterinnen aus Sri Lanka, die Textilarbeiterinnen aus Bangladesch, die kurdische Frauenbewegung, Gewerkschafterinnen angeschlossen haben!
Wir müssen uns organisieren!