Unsere Kinder und ihrer Lehrer/*innen sind keine Versuchskaninchen! Lockerungen ja – Fahrlässigkeit nein!

Korrespondenz, 12.06.20

Die vergangenen Wochen waren für Familien mit Kindern im schulpflichtigen oder KiTa-Alter der reinste Horror. Neben der Arbeit sich noch in Schulstoff einarbeiten, den Kindern beim Homeschooling helfen, die kleineren Kinder betreuen und beschäftigen, mehr Hausarbeit bewältigen – das ging über die Grenzen der Familien und besonders der Frauen. Viele mussten ihre Arbeitszeiten reduzieren oder sogar kündigen. Die Kinder vermissen ihre Schulkamerad/innen und meistens auch den Unterricht. Kein Wunder, dass die Eltern heilfroh sind, wenn Schulen und KiTas wieder öffnen. Aber sie wollen ihre Kinder auch nicht gefährden. Seit Wochen feilen die Schulen an Konzepten für einen Wiedereinstieg, der das gewährleistet.

Abstandsregelungen, Unterricht in kleineren Gruppen und Gesichtsschutz nicht mehr notwendig?

Und da verkündet der hessische Kultusminister Anfang dieser Woche, die Grundschulen sollten ab dem 22. Juni in den letzten 2 Wochen vor den Sommerferien wieder den Regelunterricht an allen Tagen – für alle Schulkinder – aufnehmen – nach dem Motto „Mal sehen was passiert“. Abstandsregelungen, Unterricht in kleineren Gruppen und Gesichtsschutz hält er nicht mehr für notwendig. Dafür muss dann eine umstrittene und noch nicht einmal abgeschlossene Studie aus Baden-Württemberg herhalten. Diese Studie sei zu dem Ergebnis gekommen, „dass Kinder nicht nur seltener an Covid-19 erkranken, sondern sich auch seltener mit dem Virus infizieren als Erwachsene“, heißt es laut „Hessenschau“ in einem Schreiben des Ministeriums an die Schulleitungen.

Kinder und Lehrkräfte sind doch keine Versuchskaninchen

sagt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und lehnt dieses Vorhaben ab.

Dies tut auch der Virologe Martin Stürmer der Frankfurter Uniklinik. „Ein gewisses Experiment ist schon dahinter.“ erklärt er am 10.6. in der Hessenschau. Die Datenlage sei deutlich unklarer als vom Kultusministerium dargestellt werde. Die angeführte Studie habe bisher nur ergeben, dass Kinder nicht deutlich infektiöser seien als Erwachsene – nicht aber, dass sie das Virus bremsen würden, es liege auch noch kein Endergebnis vor. Die Krankheit verlaufe bei Kindern meistens milder als bei Erwachsenen. Deshalb sei eine Corona-Infektion bei ihnen vermutlich auch seltener aufgefallen und daher auch seltener getestet worden. Auch die Langzeitfolgen seien bei Kindern kaum erforscht.

Diese Fahrlässigkeit lehnen auch wir Courage-Frauen ab

Lockerungen ja – aber nur, wenn der Gesundheitsschutz für alle – für die Schulkinder und die Beschäftigten an den Schulen gewährleistet ist – mit regelmäßigen Corona-Tests, Abstandhalten, Nase-Mund-Masken, Hygienemaßnahmen, und kleineren Klassen und Einstellung von mehr Lehrkräften bzw. pädagogischen Kräften!

Bernadette, Courage-Frau aus Frankfurt