Das bundesweite Treffen zur Vorbereitung der 3. Weltfrauenkonferenz musste wegen Corona kurzfristig umgestellt werden auf Livestream und Präsenz von wenigen. Ein voller Erfolg: an mehr als 300 Endgeräten saßen Frauen, zum Teil mehrere zusammen in Wohnzimmern bei Kaffee und Kuchen und hörten so alles über den Stand der Vorbereitungen, über viele Themen, über wesentliche Auseinandersetzungen und was den Basisfrauen aus Deutschland an Themen unter den Nägeln brennt. Über Mails konnten sich alle an der Diskussion beteiligen, Beiträge und Fragen schicken.
20 Frauen und Mädchen saßen coronagerecht im Saal und verkörperten allein schon eine Bandbreite an Basisfrauen: Schülerinnen, Arbeiterinnen, Rentnerinnen, Krankenschwestern, Erzieherinnen.
Grußworte kamen u.a. von TJA-kurdische Frauenbewegung, von Afghaninnen der Organisation RAWA, von MLPD und Rebell, von migrantischen Frauen aus der Westsahara und aus Bosnien. Die eingegangenen Grußworte werden auf der Homepage der Weltfrauen und von Courage zu lesen sein.
Ver.di unterstützt seit 2016 die Weltfrauenkonferenz. Sie sind stolz auf die Unterstützung des Projektes „Joly“, wo Organizerinnen in der Textilindustrie Bangladeshs bereits 12 x Jahresgehälter erhielten. Mit großer Freude wurde die Zusicherung von Nina Dusper vom Landesfrauenrat Ver.di NRW aufgenommen:
Wir möchten dieses Jahr noch aktiver bei unseren Kolleginnen und Kollegen der DGB Gewerkschaften werben… Es ist bereits Beschlusslage, dass wir die Weltfrauenkonferenz unterstützen. Das können die anderen Gewerkschaften auch!
Konkrete Belastungen im Alltagsleben
Auf die konkreten Belastungen im Alltagsleben von Frauen und Mädchen, auf Sexismus und den Kampf gegen Gewalt an Frauen bezogen sich zahlreiche Beiträge. So berichtete eine Automobilarbeiterin über die Drohungen der Geschäftsleitung, Werksschließungen in Europa durchzuführen und alle Belegschaften zu erpressen, was den gemeinsamen Kampf herausfordert. Über die Auswirkungen des Kurzarbeitergeldes auf die Familien, ein Griff in die Kassen der Allgemeinheit, besonders brisant angesichts extrem hoher Gewinne und gleichzeitig fehlender Luftfilter in den Schulen, angeblich aus Geldmangel. Sie möchte sich gerne austauschen und verbinden mit dem Kampf von Frauen aus anderen Ländern.
Aufgabe der Vorbereitungsgruppen, organisiert vom Frauenverband Courage wird sein, die vielfältigen Kämpfe, alle Anliegen und Themen der Basisfrauen in den Wohngebieten, in den Betrieben, an den Unis und Schulen, an den Krankenhäusern in den Weltfrauenprozess einzubringen. Und konkret mit dafür zu sorgen, dass die gesamte Konferenz finanziell unabhängig von Parteien, NGOs oder Regierungen stattfinden kann. Vielfältige Aufgaben in der Vorbereitung stehen an, die Organisierung von Festen und Konzerten, nicht nur zur Finanzierung, sondern auch zum notwendigen Zusammenhalt und zur Stärkung.
Ein Markenzeichen der Weltfrauenkonferenz sind die Brigaden, dieses Mal organisiert vom Jugendverband Rebell. Ende August werden sie nach Tunis reisen und aktiv mithelfen, die konkrete Organisierung vor Ort zu unterstützen. Hierzu kann man sich bereits jetzt beim Rebell anmelden.
Kritische Fragen werden diskutiert
Bergarbeiterfrauen brachten ihre konkreten Erfahrungen ein aus der weltweiten Bergarbeiterbewegung, die 2023 in Deutschland eine internationale Bergarbeiterkonferenz vorbereiten.
Kritische Fragen bezogen sich auf den Begriff Feminismus. Hierzu sind tiefergehende Auseinandersetzungen notwendig. Es gibt in der aktuellen Frauenbewegung dazu einige Verwirrung. Ganze Regierungen nennen sich „feministisch“. Durchaus berechtigte Anliegen in Fragen der Geschlechteridentität werden in den Vordergrund gestellt, um von wahren Problemen abzulenken. Frauen raubt doch eher die konkrete Lebensbewältigung und die hohe Inflation den Schlaf als die Suche nach geschlechtlicher Identität. Auch über die im Einleitungsbeitrag kritisierte These aus der Frauenbewegung, den Mann an sich nicht als Feind zu betrachten, wurde streitbar diskutiert. Monika Gärtner-Engel kritisierte, man dürfe nicht mit „Männern Friede-Freude-Eierkuchen“ machen, sondern differenzieren.
Wir kämpfen auch gegen Männer, gegen Präsidenten wie Modi, oder auch Erdogan oder auch entsprechende Politiker oder wir kämpfen gegen gewalttätige Männer. Wir kämpfen gegen Zuhälter, die die Prostituierten ausbeuten und unterdrücken und so ist es jetzt auch nicht, dass wir Friede-Freude-Eierkuchen mit den Männern machen, aber wir bekämpfen auch unterdrückerische Frauen und vor allem bekämpfen wir ein unterdrückerisches System und unterdrückerische Verhältnisse auf der Welt.
so die Initiatorin der Weltfrauenkonferenz.
Eine Schülerin drückte die Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen treffend aus:
Keine Frau darf Unterdrückung erfahren!
Vormerken: 2. Bundesweites Vorbereitungstreffen am Pfingstmontag den 6. Juni 2022 mit Wahl der deutschen Delegation
Der Live-Stream kann auf you tube (https://www.youtube.com/watch?v=O4Gy03SCVqg) angeschaut werden. Er ist sowohl geeignet, den weiteren Vorbereitungsprozess zu verbreitern und die Diskussion in jeder Stadt voranzubringen.
Am Abschlusslied der Weltfrauen „Frauen verbinden Welten – kämpfen international“ hielt es keine Frau mehr auf dem Stuhl. Begeisterung und Vorfreude auf viele neue Verbindungen, auf die Arbeit in den Vorbereitungsgruppen und auf das Zusammentreffen der Basisfrauen der Welt war spürbar. Bereits jetzt im Kalender notieren: Bundesweites 2. Vorbereitungstreffen am 6. Juni 2022 mit Wahl der deutschen Delegation – Kriterien für Delegierte, Ort und genauere Umstände werden coronabedingt rechtzeitig mitgeteilt.
Brigitte Ziegler, Sprecherin im Bundesvorstand Courage