Vom 12. Mai bis zum 19 Juni 2024 war ich in Neuseeland, Pitcairn und Tahiti. An dieser Stelle möchte ich Euch ein wenig über die Geschichte, Politik und Verwaltung und die Krisen dieser Weltregion berichten
Der Pazifik ist das größte Meer der Erde. Eine faszinierende Welt, die die Menschen erst spät für sich eroberten. Viele Südsee-Inseln wurden erst vor 2000 Jahren besiedelt – und ihre Entdecker waren wahre Segelpioniere.
Die Hälfte des gesamten Wasservorkommens auf der Erde befindet sich im Pazifischen Ozean. Hier befinden sich die vielen kleinen Inseln, die gemeinhin in Mikronesien, Melanesien und Polynesien unterteilt werden. Neuguinea und Neuseeland bilden hier die Ausnahmen.
Die Distanzen sind nicht nur weit, der Pazifik ist auch das tiefste Meer der Erde. 11.000 Meter ist der Pazifik an seiner tiefsten Stelle, dem Marianengraben.
In der unendlichen Weite des Pazifiks erscheint es unvorstellbar, wie die kleinen Inseln überhaupt gefunden werden konnten. Die Besiedlung der gesamten Südsee fand in drei Etappen statt und dauerte mehrere Jahrtausende.
Vermutlich begann die Besiedlung aus dem Bereich Ostasien und setzte daher von West nach Ost ein. Zwar gibt es ganz viele Sprachen und Sprachenfamilien, aber für die Sprachen vor allem in Polynesien ist anzumerken, dass die polynesischen Sprachen starke Ähnlichkeiten in ihrem Vokabular zeigen. Diese Ähnlichkeiten sind auf die gemeinsame Entwicklung der Proto-Polynesier vor etwa 3.000 Jahren zurückzuführen,
Das Leben auf den kleinen Atollen und Inseln war alles andere als einfach. Die Böden sind bis heute extrem sandig und karg, überhaupt ist Land extrem knapp. Auf ihren Booten brachten die Siedler deswegen Haustiere und kleine Brotbäume mit, deren Früchte man auch damals schon gut konservieren konnte. Nur eines gab es in Hülle und Fülle: Fische.
Allerdings kam es damals schon zu ökologischen Krisen. Zum Teil wurden die Wälder abgeholzt. Vermutlich ist die Osterinsel (Rapa Nui) bis ins 17 Jahrhundert bewaldet gewesen. Für den Kult wurde immer mehr Holz benötigt. Irgendwann waren u.a. dadurch die Lebensbedingungen so schlecht, dass die Menschen umsiedelten und die Insel fast unbewohnt war. Spätestens ab 1300 n. Chr. Ist eine radikale Entwaldung mit zunehmender Bodenerosion nachgewiesen.
Ab dem 18. Jahrhundert begann die europäische „Entdeckung“. Es folgtet die Aufteilung unter den europäischen und den amerikanischen Mächten. In ihrem „Schlepptau“ kamen Missionare, Händler und Einwanderer. Die Kulturen und mit ihnen viele Sprachen und Kulturzeugnisse wurden vernichtet, weil sie nicht den europäischen-christlichen Religionsvorstellungen entsprachen. Amtssprachen waren Englisch, Französisch und auch Deutsch (Samoa, Neuguinea). Es entstanden oft Kreolsprachen (Pidgin-Englisch, Pitkern, Unserdeutsch), die allerdings in den Schulen, Amtsstuben und Kirchen nicht verwendet wurden. Heute versuchen die neuentstandenen Staaten die „alten“ Sprachen wiederzubeleben und diese neben Englisch und Französisch als Amts- und Unterrichtssprachensprachen zu verwenden.
Heute sind viele Inselgruppen unabhängige bzw. assoziierte Staaten (Niue und Cookinseln sind mit Neuseeland assoziiert), allerdings besitzen die USA (Guam, Amerikanisch-Samoa) und vor allem Frankreich (Neukaledonien, Französisch-Polynesien) riesige (Wasser-)-Flächen. Während die Gebiete der USA sogenannte Außengebiete (außer Hawaii) und nicht Teil sind, sind die französischen Gebiete Teil des Mutterlandes (aber nicht EU-Gebiet), allerdings mit eigenen Verfassungen und Verwaltung. Sie entsenden auch Abgeordnete in die Nationalversammlung. Während die Unabhängigkeitsbewegung auf Neukaledonien im Juni wegen der Wahlrechtsreform auf sich aufmerksam machte, ist die Bewegung in Polynesien erlahmt.
Nach dem ersten Weltkrieg waren, die USA, Großbritannien und Frankreich die beherrschenden Akteure in dem Gebiet.
Großbritannien hat sich zurückgezogen. In die Nachfolge traten Neuseeland und Australien ein. Australien hat ein Flüchtlingsproblem und hat Lager mit finanzieller Unterstützung für die Regierung von Nauru errichtet. Neuseeland hat Assoziierungsabkommen mit Niue und den Cookinseln geschlossen, versorgt viele Inseln und der neuseeländische Dollar ist offizielle Währung in vielen Staaten.
Die USA (Bikini-Atoll), Großbritannien (Kiritimati, Malden) und Frankreich (Mururoa) führten Atombombentests durch und nutzten Inseln als Atommülllager.
Die USA haben vor allem weltpolitische und militärische Interessen. Frankreich hat mit Neukaledonien einen der größten Nickelproduzenten. Seit einigen Jahren verstärkt China seine Interessen, was naturgemäß vom „Westen“ argwöhnisch betrachtet wird. Es geht mit Hilfe von viel Geld (ähnlich dem Seidenstraßenprojekt) um Einfluss bei internationalen Institutionen, Rohstoffe und Fische.
Neben der Verdrängung der alten Kulturen und Sprachen, sowie den Macht- und Rohstoffinteressen sind die Inseln vom Klimawandel besonders betroffen.
Der Anstieg des Meeresspiegels lässt Inseln verschwinden. Während Pitcairn wegen des Hochplateaus kaum betroffen ist, sind in der Salomonengruppe bereits mehrere Inseln versunken.
Die Erwärmung des Pazifiks führt zu Veränderungen der Fischbestände und zu mehr Hurricanes.
Ein weiteres Problem ist Plastik, dass an die Strände gespült wird, oft zu tödlichen Fallen für Delfine, Wale und Schildkröten werden und die Entsorgung sehr schwierig bzw. unmöglich ist.
Obwohl sich die pazifischen Staaten immer wieder an die Staatengemeinschaft wendet und auf ihre Lage aufmerksam macht, passiert leider viel zu wenig. Bekanntermaßen überschreitet die Lifttemperatur die definierte 1,5 Grad-Marke des Pariser Klimaschutzabkommen jeden Monat mehr als ein Jahr. Bestimmte Kipppunkte sind bereits überschritten.
Die Weltgemeinschaft muss dringend Maßnahmen ergreifen, um die Erderwärmung zu begrenzen. Doch Wirtschaftsliberale und vor allem Rechte und Faschisten leugnen die Klimakrise. Kurzfristiger Profit ist wichtiger. Und mit Hilfe von Fake News und angeblichen Lösungen werden Ängste angesprochen.
Ein weiteres Problem, von dem oft nicht geschrieben/gesprochen wird, ist Adipositas und Diabetes bei vielen Menschen. Gründe sind das Einführen von verarbeitenden Lebensmitteln (Zucker und Fett), Bewegungsmangel, Genetik, soziale Normen und begrenzte Gesundheitsversorgung.
Rita Nowak
(Migliedsfrau in Courage Recklinghausen und im Bundesvorstand)