Für Montag, 6.5. um 8.15 ruft Courage, zusammen mit Saarbrücker Frauenorganisationen, zu einer Solidaritäts-Kundgebung vor dem Landgericht Saarbrücken auf (Franz-Josef-Röder-Straße 15). Anschließend gehen wir gemeinsam zum Prozess.
Seit Mitte März wird in Saarbrücken gegen einen polizeibekannten Sexualstraftäter verhandelt.
Er ist angeklagt, sieben Frauen sexuell bedrängt und genötigt und dann am 5.September 2023 unsere Freundin und Mitstreiterin vergewaltigt und getötet zu haben. Skandalöserweise konnte er seit seiner Entlassung aus der Sicherheitsverwahrung 2020 frei herumlaufen.
Zur DNA des Frauenverbandes Courage gehört seit seiner Gründung der Kampf gegen Gewalt an Frauen. Das lag auch Gabi sehr am Herzen. Unser Mitgefühl und unsere Solidarität gehören der großen Familie von Gabi, die durch diese grausame Tat ebenso zu Opfern des Täters wurde.
Courage benennt die gesellschaftlichen Ursachen, die in patriarchalen Denk- und Verhaltensmustern liegen! In Deutschland wird jeden 3. Tag eine Frau ermordet – diese Taten entspringen einer Gesellschaftsordnung, die Frauen als weniger wert behandelt. Zusätzlich wird eine gewaltverherrlichende, zutiefst frauenverachtende Porno- und Prostitutionsindustrie am Laufen gehalten, gegen die Frauen seit Jahrzehnten engagiert kämpfen.
Couragefrauen berichten, dass im seitherigen Prozessverlauf ein Versagen von Justiz- und Betreuungsbehörden und deren Kommunikation untereinander zutage trat. Seit 2022 musste der Angeklagte nicht mehr zur Therapie, sondern nur noch zu Gesprächen mit seiner Bewährungshelferin. Das letzte fand 20 Minuten vor der Tat statt. Es habe keine Anzeichen für eine solche Tat gegeben, so die Bewährungshelferin bei ihrer Aussage vor Gericht. So konnte der Wiederholungs-Täter eine Reihe von Frauen ohne Folgen bedrohen und Gewalt anwenden. Das ist Täterschutz vor Opferschutz!
Schwer erträglich und verständlich waren die Fragen der Polizisten bei der Verhaftung was Saarbrücker Frauen zu Leserbriefen in der Saarbrücker Zeitung veranlasste: „Bitte keinen Zynismus in Uniform, wenn es um Femizide geht! Es bedeutet, die Schwere des Verbrechens nicht ernst zu nehmen. Und es hält Frauen davon ab, sexuelle Übergriffe, Nötigungen und Gewalt zur Anzeige zu bringen.“
Courage fordert, dass betroffene Frauen ernst genommen und mit Respekt behandelt werden, Sexualstraftäter nicht mit milden Strafen davonkommen. Wir verlangen wirksamen Schutz von Frauen, die Einführung des Prinzips „Nur Ja heißt Ja“ und die konsequente Umsetzung der Istanbul-Konvention!
Die weiteren Prozesstermine sind:
6.5., 7.5., die Urteilsverkündung ist nach Aussage des Richters noch vor Pfingsten erfolgen. Auch zu diesem Termin, wenn er dann endgültig fest steht, ruft Courage auf.
Bundesvorstand Courage
(aktualisiert 05.05.2024)