Interview mit Nina Dusper, Verdi-Bezirksfrauenratsvorsitzende und Vertrauensfrau Duisburg
1. Liebe Nina, du und deine Kolleginnen und Kollegen vom Klinikum Duisburg protestiert gegen Geheimverhandlungen über eine Übernahme eures Krankenhauses durch den katholischen Johanniterorden. Was sind eure Sorgen, Anliegen und Forderungen?
Als Anfang der 2000er Jahre die Städtischen Kliniken vom privaten Krankenhausträger übernommen wurden (erst 50 Prozent, später weitere 49) war eine wichtige Errungenschaft, dass wir weiter dem Tarifvertrag des Öffentlichen Dienst geblieben sind. Dadurch sind wir Teil der Kampfstarken Belegschaften im öffentlichen Dienst und tragen dazu auch bei. Die Sorge ist, dass durch eine mehrheitliche Übernahme der Johanniter das Kirchenrecht eingeführt wird, was mit weitergehenden Einschränkungen verbunden ist, zum Beispiel finden hier gar keine Tarifrunden statt und somit auch keine Streiks zur Durchsetzung der Forderungen, getreu dem Motto: „Gott kann man nicht bestreiken“.
2. Zur Zeit spielt die Krankenhaus-Reform von Lauterbach eine große Rolle. Ist das bei euch Thema und seht ihr einen Zusammenhang zu den geplanten Veränderungen bei euch?
Duisburg ist die Kommune in NRW mit den meisten Krankenhäusern. Da liegt es nahe, dass hier auch dem entsprechend ein Pilotprojekt für die Zusammenlegung der Häuser zu Maxilmalversorgern, Medizinische Zentren etc. erfolgen soll. Das Ganze folgt dem Dogma, dass es zu viele Krankenhäuser und zu viele Betten gäbe. Das sehen wir anders, nicht zuletzt auf die gesundheitlichen Folgen der Umweltkatastrophe ist dieses Gesundheitssystem nicht ausgerichtet und wird das Problem mit der Lauterbach-Reform noch verschärft.
3. Courage tritt für eine kostenlose Gesundheitsfürsorge und – Versorgung ein, als Teil eines würdevollen Lebens. Wir sind gegen die Schließung von Krankenhäusern und dagegen, dass das Gesundheitswesen dem Profit unterworfen wird. Wie seht ihr das als Beschäftigte?
Dem stimmen wir vollständig zu. Gesundheit als Ware ist eines der Grundübel des Kapitalismus.
4. Frauen zu organisieren und gemeinsam für unsere Interessen und eine lebenswerte Zukunft zu kämpfen ist uns ein großes Anliegen. Zugleich fällt dies vielen Frauen in ihrem Alltag nicht leicht. Wie gelingt es euch, Kolleginnen in den Protest einzubeziehen und bei Verdi zu organisieren?
Sich zu organisieren ist für Frauen aber oft auch leichter, weil sie im Alltag bereits Organisationstalente sind. Wir müssen nur den Blick auch heben und Verantwortung über die Familie und Umfeld hinaus übernehmen, aber auch das machen bereits viele. Nun ist der große Vorteil, dass die organisierte Arbeit während der Arbeitszeit erfolgt. Man ist ja viel zusammen, kann viel diskutieren und sich gegenseitig helfen. Zugleich ist unbedingt wichtig langfristig zu denken, meine Kolleginnen trauen sich erst mal spontan weniger zu als manche Kollegen, da geht es drum, in kleinen Schritten immer mehr in die Arbeit einzubeziehen und dann auch Verantwortung zu übertragen. Bei unserer letzten Aktion standen z.B. 6 Vertrauensfrauen und Männer vorne, nicht nur 1-2, die was gesagt haben. Darüber hinaus, muss in der ganzen Arbeit der Kampf um Gleichberechtigung eine Leitlinie sein. ver.di rief am 8. März 2023 gleichzeitig zu 15 Streiks auf, das ist ein wichtiger Schritt für das Frauenbewusstsein. Nicht zuletzt ist wichtig, die Frauen zu fördern in Courage Mitglied zu werden, was auch einige Kolleginnen gemacht haben und hier ihre (frauen)politische Heimat sehen.
Vielen Dank für das Interview und euch weiterhin viel Courage, Zuversicht und Erfolg in eurem Kampf.