Am 8. Juni 2019 vormittags gegen 11.00 Uhr wurde unsere Courage-Mitgliedsfrau Christiana, gebürtig in Sierra Leone und mit deutscher Staatsangehörigkeit, von ihrer Nachbarin auf dem Hof vor dem Haus in Albstadt Tailfingen in voller Absicht mit dem Auto angefahren. Nur weil sie sich an einer Mülltonne festhalten konnte, kam sie nicht mit dem ganzen Körper unter den Wagen. Dabei wurde sie am rechten Knie verletzt und musste vom Roten Kreuz zur ambulanten Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden.
Die Nachbarin "Christina hat hier nichts verloren"
An dem betreffenden Tag war Christiana am Umziehen, weil sie nicht mehr in der bisherigen Wohnung leben wollte, da sie von ihrer Nachbarin seit 2016 immer wieder aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe rassistisch beleidigt wurde. Wenn Christiana Besuch bekam, kam die Nachbarin heraus, um zu verhindern, dass die Besucher den Teil des Hofes betraten, den die Nachbarin für sich beanspruchte. Dieses absurde „Verbot“ galt selbstverständlich auch für Christiana, die nach Meinung der Nachbarin hier nichts „verloren habe“.
Nun versucht die Nachbarin im Nachhinein das Ganze als Versehen darzustellen, was eine dreiste Lüge ist. Denn es ist bezeugt, dass die Nachbarin, nachdem sie Christiana auf dem Hof sah, ihren eigenen PKW, der wie üblich in der Nebenstraße parkte, extra holte, um dann rückwärts in den Hof hineinzufahren. Nachdem sie Christiana angefahren hatte, fuhr sie zurück auf die Straße, wo sie den Wagen ursprünglich geparkt hatte. Der Wagen wurde also nur geholt und zu dem Zweck bewegt, um Christiana anzufahren!
Polizei hatte kein besonderes Interesse am rassistischen Hintergrund
Zusammen mit dem Roten Kreuz war auch die Polizei vor Ort und sprach mit der Nachbarin, über das Ergebnis ist Christiana nichts bekannt. Sie selbst wurde dann im Krankenhaus von der Polizei aufgesucht. Sie wurde gebeten, wenn sie wieder laufen könne, solle sie ins Polizeirevier Albstadt-Truchtelfingen kommen, dort würde alles aufgenommen. Christiana hat dann dort auch ihre Angaben gemacht. Die Polizei sagte ihr, dass es ihr gutes Recht sei zum Anwalt zu gehen und gaben ihr das Aktenzeichen. Christiana hatte den Eindruck, dass die Polizei den Vorfall als Nachbarschaftsstreitigkeit einordnete und kein besonderes Interesse am rassistischen Hintergrund hatte. Sie hat inzwischen Strafanzeige gegen die Nachbarin gestellt und wartet nun auf den Termin der Verhandlung.
An dieser Verhandlung werden wir Frauen der Ortsgruppe Zollernalb von Courage teilnehmen, wozu wir auch weitere Menschen, die gegen Rassismus in unserem Land sind, einladen.
Gemeinsam müssen wir uns zur Wehr setzen gegen solch gefährlichen Alltagsrassismus und Betroffene wie Christiana unterstützen bis sie zu ihrem Recht kommen. Christiana ist der Meinung, dass es richtig ist an die Öffentlichkeit zu gehen und sich das nicht gefallen zu lassen. Damit soll auch anderen Frauen Mut gemacht werden, nicht alles runterzuschlucken, sondern sich gegen Ungerechtigkeit zur Wehr zu setzen. Wer kämpft bekommt auch Solidarität.