Frauen, Leben, Freiheit – kämpferische Aktionen zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen 2022

Essen 26.11.2022
Aufbruchstimmung bei der Kundgebung zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen:
„Wir bluten nicht für Krieg und Krise! Frauen, Leben Freiheit!!

Trotz kurzfristigem Wechsel des Kundgebungsplatzes waren ca 150 ständige und weitere 100 wechselnde TeilnehmerInnen mitten in der Essener City dabei.

Es war ein bewegendes, großartiges, Mut machendes, stärkendes Ereignis für die Entwicklung der kämpferischen Frauenbewegung in Essen.

Wie kam es dazu?

>Durch die Initiative unserer Courage-Gruppe ist unser Bündnis seit September bis kurz vor der Aktion auf 11 Organisationen und Gruppen gewachsen:
*Jung und Alt von 16 – 73 Jahren
*Deutsche, kurdische, iranische, afghanische, syrische, türkische, bosnische Aktivistinnen, Organisationen, Vereine von Religion bis Revolution
*Dabei 2 Jugendorganisationen
*Kommunistische Organisationen und marxistisch-leninistische Partei
*gewerkschaftliche und in der Integrationsarbeit aktive Frauen
*Lieder- und Tanzgruppen

>Unser Couragezentrum wurde Ort für gemeinsame Vorbereitungen jeder Art:
*5x Bündnistreffen mit stetigem Zuwachs
*Initiative für Solidarität zwischen IGBCE Deutschland und Petrol-Gewerkschaft Iran
*Tanz- und Liedproben
*Erfahrungsaustauch und gegenseitiges Kennenlernen
*Suppentreff nach der Aktion zum Aufwärmen und Brain-Storming

>Kurz vor der Aktion erreichte uns die Nachricht von Dilbent, Metallarbeiterin und Streikführerin in Istanbul (Dilbent ist eine enge Freundin von Courage Essen, wir waren mit ihr bei der 3. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen und sammelten Spenden für ihre Reisekosten):
*Bei der Demo gegen Gewalt an Frauen in Istanbul gab es einen brutalen Polizeieinsatz, viele Frauen wurden verhaftet, auch Dilbent, der dabei ein Bein gebrochen wurde.
*Wir haben das bei unserer Kundgebung erzählt und ein Solidaritätsvideo gemacht
*Wir forderten die sofortige Freilassung von Dilbent und allen Frauen der Welt, die in Gefängnissen sitzen, weil sie gegen Gewalt an Frauen demonstrierten. „Frauen-Leben Freiheit!“ und „Hoch die internationale Solidarität“ schallte es im Massenchor der Frauen durch die Essener City.
*Dilbent und ihre Kolleginnen/Genossinnen haben sich sehr darüber gefreut und einen Dank geschickt.

 

>Die Beiträge aller Art erfassten die vielfältigen Gesichter der Gewalt an Frauen, eine große Einheit herrschte, dass diese Gewalt System hat – Profitsystem/ patriarchale Strukturen/ Imperialismus sind trotz unterschiedlicher Ausprägung überall in der Welt für die doppelte und dreifache Ausbeutung, Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen verantwortlich.

>Am 8.12.22 ist gemeinsame Auswertung, dabei ist nicht nur die Nachbereitung wichtig – das war das Resumeé beim Brainstorming, sondern auch die Vorbereitung auf kommende Kämpfe, die Festigung und Erweiterung des Bündnisses für 2023, vor allem auch mit den Gewerkschaften und Frauen in Betrieben, wie auch denen in der Nachbarschaft, im Job, der Familie… Dabei Klärung von Fragen/ Widersprüchen – theoretisch und praktisch.

Eine Aufbruchstimmung ist da, beflügelt durch die 3. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen. Die Tunis-Schlussresolution und der Aufruf der Weltkoordinatorinnen zum 25.11. waren anerkannte Leitlinie bei den Bündnistreffen.


Bericht: Susanne von der Courage-Gruppe Essen
Fotos: FV Courage Essen



 

Herne
Aktionsstand und Lichterkette in der Innenstadt

am 25.11. haben wir vom Frauenverband Courage einen Informationsstand inmitten des kleinen Herner Weihnachtsmarktes durchgeführt. Stadtmarketing Herne, dass in der Adventszeit das ‚Sagen‘ über die Fußgängerzone hat, genehmigte uns diese Aktion gerne.

Mit unseren Aufrufen ‚Stopp Gewalt an Frauen – am 25.11.2022 auf dieStraße! wandten wir uns vor allem an Frauen und Mädchen, sowie an interessierte Männer. Viele bewegende Gespräche wurden geführt und es zeigte sich wieder einmal, dass viele Frauen persönlich durch Gewalt betroffen sind oder sich darüber Gedanken machen:

“ Wie schrecklich, dass Frauen durch Kriege und Flucht heute immer noch besonders von Gewalt betroffen sind“, „Würden sie ihren Mann bei der Polizei anzeigen? Und bringt das überhaupt etwas?“

Eine Frau berichtete unter Tränen, wie ihr Exmann sie und ihre Kinder tyrannisiert. Wir luden die Frauen ein, zu unseren Treffen zu kommen, sich zu beraten und Mut zu fassen.

Um 17 Uhr beteiligten wir uns an einer Aktion der Gleichstellungsstelle, des Arbeitskreises gegen häusliche Gewalt und des Mädchenarbeitskreises – mit einer Lichterkette und Lieder wurde gegen jede Form der Gewalt an Frauen und Mädchen protestiert. Eine der Herner Bürgermeisterinnen sprach zum Leben und dem mutigen Kampf der Frauen im Iran und in Afghanistan.

In den Gesprächen zeigten sich auch offene Fragen und Klärungsbedarf, so, wenn eine Frau meinte, es sei ja sehr gut, was wir machen, aber sie sei ja auch schon aktiv und ginge zu den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen. Und die Leute da seien gar nicht so ’schlimm‘, wie immer gesagt wird. Einig waren wir uns, dass bestimmt viele den ehrlichen Wunsch haben, gegen staatliche Unterdrückung zu protestieren. Aber man muss auch genau hinschauen, wer da von Freiheit spricht. Oft ist es die AFD, die frauenfeindlich und rassistisch ist oder rechtsradikale Organisationen und Faschisten. Und mit denen will Frau doch eigentlich nicht zusammen gehen.

„Wir müssen wieder viel öfter Stände durchführen und uns in die Auseinandersetzung über brennende Themen mit den Frauen begeben“ – das war eine Schlussfolgerung, die wir ziehen.

Bericht: Heike, Courage-Gruppe Herne



 

Lübeck

Wir standen mit 11 Personen in der Fussgängerzone von Lübeck und machten den Tag gegen Gewalt an Frauen als Gedenk- und Kampftag weiter bekannt, solidarisierten uns mit dem Kampf der Frauen im Iran, in Rojava etc…mit Kurzreden, Liedern.

Bericht: Courage Lübeck



 

München
Kämpferische Demo zum Tag gegen Gewalt an Frauen
erreicht viel Aufmerksamkeit

Auf zentralen Plätzen in München finden Weihnachtsmärkte statt – nicht nur das zwingt das Münchner Aktionsbündnis 8.März dazu, in Wohngebieten zu demonstrieren.

2022 zog die kämpferische Demo mit 650 Teilnehmer*innen zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen durch Schwabinger Straßen. Bei strömendem Regen kam aus vielen Fenstern von Anwohner*innen und Passant*innen Zustimmung. Auch wenn die örtliche Presse zu dieser Demonstration schweigt, was eine Methode der Meinungsmanipulation ist, gelingt es immer mehr, vor allem junge Frauen zu mobilisieren.

Antikapitalistische Parolen neben der unmissverständlichen Ansage: Keine einzige mehr! bestimmten die zahlreichen Transparente und Schilder. Besonders im Mittelpunkt der Themen: Solidarität mit dem mutigen Kampf der Iranerinnen und Iraner, eng verbunden mit den Aggressionen des faschistischen Erdogan-Regimes gegen den kurdischen Befreiungskampf.

Courage übernahm von den im Bündnis festgelegten Redethemen den Kampf gegen sexualisierte Gewalt in Kriegen. Hier konnten die Ergebnisse der 3. Weltfrauenkonferenz in Tunis breiter bekannt gemacht werden.

Am offenen Mikrofon während der Demonstration kam eine der Hebammen aus einem Krankenhaus zu Wort, das aktuell von der Schließung der Geburtenstation bedroht ist – auch ein wichtiges Thema am Tag gegen Gewalt an Frauen.

Zum Abschluss der Aktion wurde das Lied: „Cancion sin miedo“ gesungen, sowohl auf Deutsch als auch auf Spanisch – und viele stimmten ein in den weltweit bekannt gewordenen Refrain: „wer eine angreift, bekommt Antwort von allen!“


Bericht: Brigitte Ziegler, Courage-Gruppe München
Fotos: Hadi Mokhtarian ©Hadipix