Unter diesem Motto zeigten mehr als 300 Frauen und einige Männer bei einer Menschenkette am südlichen Main-Ufer Flagge.
Die Initiative für die Aktion ging vom Bündnis „Frankfurt für Frauenrechte“ aus und wurden vom Frauenreferat der Stadt Frankfurt und über 30 weiteren Organisationen, Initiativen, Beratungsstellen und anderen Institutionen getragen bzw. unterstützt. Auch wir Courage-Frauen waren dabei.
Ausgerüstet mit Plakaten, Transparenten und orangenen Masken und verbunden durch Bänder in Orange von 2 Meter Länge bauten die Teilnehmer*innen die immer länger werdende Protestkette auf. Sie kamen aus Parteien wie den Grünen, der SPD, der LINKEN, der MLPD, der Feministischen Partei, aus Organisationen von Migrantinnen aus der Türkei, Kurdistan, Afghanistan, dem Iran, aus Gewerkschaften, dem Frauenverband Courage, dem Bündnis Frankfurt für Frauenrechte, Women defend Rojava, Zonta e.V., aus Frauenberatungsstellen und Frauenhäusern. Auch eine Delegation von IG-Metallern zeigte Flagge.
Der Frauenverband Courage hatte ein mobiles offenes Mikrofon entlang der Kette organisiert. Es wurde gut angenommen. Aber am Schluss der Veranstaltung hatten wir das Ende der Kette noch lange nicht erreicht und viele konnten nicht mehr reden.
Die ganze Vielfalt des Protests und der Forderungen kam in den Kurzbeiträgen, den Plakaten und Transparenten lebendig zum Ausdruck: „Nein heißt Nein“, „Keine einzige weniger“, „Gegen die Verharmlosung von Frauenmorde als Beziehungstaten“, „Eigenständiges Aufenthaltsrecht für geflüchtete Frauen und Migrantinnen“, „Religionsfreiheit und keine Diskriminierung von kopftuchtragenden Frauen“, „Das Schweigen brechen – Gewalt bekämpfen“, „Mehr Plätze in Frauenhäusern und deren verlässliche Finanzierung“, „Umsetzung der Istanbul-Konvention (Europäisches Abkommens, das Regierung zu Maßnahmen gegen alle Formen der Gewalt gegen Frauen verpflichtet)“, „Gegen sexuelle Belästigung und Gewalt in der Arbeitswelt“, „Nicht die betroffene Frau muss ins Frauenhaus gehen, sondern der prügelnde Mann muss die Wohnung verlassen“, „Auch die Männer müssen sich im Kampf gegen Sexismus und Gewalt an Frauen engagieren“.
Uns Courage-Frauen war es wichtig, die gesellschaftlich bedingte Unterdrückung und strukturelle Gewalt gegen Frauen anzugreifen, die dieses kapitalistische Gesellschaftssystem tagtäglich gegen Frauen ausübt, indem es ihnen die Lasten der Sorge für das menschliche zuschiebt, sie dafür mit Teilzeit, Minijobs und niedrigeren Löhnen bestraft, sie in wirtschaftlicher Abhängigkeit oder Armut hält und ihnen die Selbstbestimmung über ihren Körper und ihr Leben verwehrt. Die Corona-Krise verstärkte das wie in einem Brennglas.
„Dem Übel an die Wurzel gehen, heißt, sich stärker zu organisieren und sich über den Einsatz für unmittelbare Forderungen hinaus für eine gesellschaftliche Perspektive stark zu machen, in der Ausbeutung und Unterdrückung Geschichte sind und Frauen und Männer wirklich gleichberechtigt, frei und respektiert leben können“,
so unser Aufruf.
Das sich auch unter Corona-Bedingungen so viele beteiligten – darauf waren alle, insbesondere die Organisatorinnen, zu Recht stolz.
„Wir setzen heute ein wichtiges Signal“,
sagte Rosemarie Heilig, die Frauen-Dezernentin der Stadt Frankfurt, am offenen Mikrofon.
Dass das Thema auf den Nägeln brennt und nicht mehr totgeschwiegen werden kann, zeigten weitere Aktionen in der Innenstadt.
Im Rahmen der weltweiten Aktion „Orange your City“ von UN-Women wurden in Frankfurt insgesamt 40 Gebäude in der Alarmfarbe Orange angestrahlt, um ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen zu setzen.
Frauen benannten den Platz am Liebfrauenberg in „Ni una Menos“-Platz um und stellten den Kampf gegen Frauenmorde in den Mittelpunkt ihrer Aktion.
Etwas zeitversetzt demonstrierten in der Innenstadt etwa 300 „Flinta*s und Queers“ gegen „patriarchale Gewalt“, von der Gewalt gegen Frauen nur ein Ausdruck sei und die sich gegen alle richte, die in der Frage der Identität und des Begehrens von der zweigeschlechtlichen Norm abweichen. „Cis“-Männer, also Männer, „deren Geschlechtsidentität dem Geschlecht entspricht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde“ (Queer-Lexikon), waren explizit ausgeschlossen.