Die 3. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen in Tunis ist in vollem Gange

– und Courage mitten drin

 

Hürden von Einreisebestimmungen wurden in fast allen Fällen überwunden für das Treffen von Frauen aus fast 40 Ländern. Am 3. Tag reisen noch immer Frauen an nach tagelangem Kampf um die Einreise – damit sie rechtzeitig ankommen und in der Generalversammlung die Anliegen ihres Landes vertreten können.

Eine Demonstration mit kämpferische Parolen und unzähligen Transparenten in allen Sprachen begrüßt die Stadt und die Konferenz.

Bei der Eröffnung in einer prunkvollen Halle brachten zahlreiche tunesische Vertreterinnen ihren Stolz zum Ausdruck, dass die Konferenz in Tunis stattfindet. So auch Wafa Hamami vom Ministerium für Soziales, Turkia Cheibi von „The Million Rural Association“ and „women without land“.

Monika Gärtner-Engel, die Ideengeberin und eine der Ursprungsinitiatorinnen, bringt die Visionen der Frauen der Welt auf den Punkt:

„Vor allem wächst in all diesen mutigen Kämpfen der Gedanke: wir Frauen, die ganze Menschheit hat etwas anderes verdient als Imperialismus! Warum sollen wir uns damit abfinden, dass eine winzige, patriarchalisch geprägte Schicht des Finanzkapitals, des imperialistischen Weltsystems über unser Leben bestimmt? Wir wollen das Ende der Ausbeutung von Mensch und Natur, von Unterdrückung – wir wollen die Befreiung der Frau, Demokratie, Freiheit und viele von uns wollen Sozialismus! Dazu müssen wir lernen, lernen, lernen, mit der Welt uns selbst verändern, uns organisieren und den Mut entwickeln, die Führung zu übernehmen! Damit fangen wir heute an.“

Nach der Zeremonie blieb uns Couragefrauen Gelegenheit, sich erstmals mit der reichhaltigen tunesischen Küche vertraut zu machen, sich zu orientieren in der quirligen Stadt, Telefonkarten zu organisieren, sich zu akkreditieren und Workshops auszuwählen.

Tag 2 und 3 sind den Workshops gewidmet, international vorbereitet und zusammengesetzt. Die Raumverteilung war schwer zu organisieren, manche Workshops starteten mit Verspätung – alles eine Folge der Raum-Notlösung. Sie fordert eine Unzahl an Umorganisation und von den Teilnehmerinnen Geduld und Flexibilität.

Spannende Fragen der Frauenbewegung stehen in den zwei Tagen im Mittelpunkt: Gewalt an Frauen aus unterschiedlichen Perspektiven, die Fragen der Arbeiterinnen und Gewerkschaften, was der Imperialismus mit dem Patriarchat zu tun hat, was überhaupt Imperialismus ist und was das mit der Befreiung der Frau zu tun hat bis hin zu einem Workshop, inwiefern von matrilinearer Gemeinwohlökonomie gelernt werden kann.

Solidarische Streitkultur, gegenseitiger Respekt auch bei unterschiedlichen Ansichten prägt die Diskussion.
Die Weltkoordinatorinnen hatten beschlossen, Teil der Frauenplattform der Internationalen Einheitsfront gegen Imperialismus, Krieg und Faschismus zu werden und starteten im Workshop von Monika Gärtner-Engel „Nein zum imperialistischen Krieg – Ja zum Kampf um die Befreiung der Frau!“ das Sammeln von Unterschriften.

Bewährt hat sich, dass Workshops nicht über zwei Tage gehen, so konnte man sich an verschiedenen Workshops beteiligten. Dadurch hat sich aber auch die Zusammensetzung häufiger geändert.

Im weitläufigen Gebäudekomplex von Kulturzentrum und Schule haben die Stände und Büchertische Platz gefunden, zunächst in verbindender Enge. Tische wurden umgestellt, damit die Frauen der Welt Kunsthandwerk anbieten zur Finanzierung ihrer Reise, zum anderen sich über die Vielfalt der Organisationen informieren, die hier vor Ort sind.

Mit Spannung erwarten wir Frauen in Tunis die Generalversammlung. Sie wird als Livestream zu sehen sein.

Einen Radiobeitrag gibt es unter http://www.freie-radios.net/117300 und seit Dienstag gibt der erste Film einen Eindruck des ersten Tages.

Zahlreiche Interviews gehen in den nächsten Tagen online, die die Breite der Teilnehmerinnen von Religion bis Revolution dokumentieren, ihre Hoffnungen, ihre Kämpfe im jeweiligen Land und was sie den Frauen der Welt sagen möchten.

Wir werden weiter berichten.
Lucia Bunte und Brigitte Ziegler