„Der Geist von Tunis hat uns inspiriert und gibt uns Kraft“

Bericht von der 1. Europakonferenz nach der
3. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen
am 10./11. Juni
in Sarajevo/Bosnien-Herzegowina

Die 1. Europakonferenz nach der 3. Weltfrauenkonferenz 2022 in Tunis startete erfolgreich am Samstag, 10. Juni, in Sarajevo Bosnien-Herzegowina. Freudig, neugierig und voller Tatendrang trafen sich über 40 Frauen im Konferenzhotel von Sarajevo. Delegierte aus 8 europäischen Ländern – Belarus, Bosnien-Herzegowina, Deutschland, Frankreich, Niederlande, Österreich und Schweiz – sowie Gäste aus Bosnien, junge Frauen aus Deutschland. Vertreterinnen der neuen Koordinierung des Nahen und Mittleren Ostens waren gekommen um für ihre neue Aufgabe zu lernen.

Unsere Gastgeberinnen, Bakira und Midheta, Vorsitzende zweier Vereine „Opfer des Krieges“ und „Opfer des Krieges Foca ´92-´95“ begrüßten die Konferenzteilnehmerinnen mit bewegenden Worten und dem Wunsch der festen Zusammenarbeit und der Überwindung von Nationalismus und Spaltung.

Die Länderberichte öffneten den Blick auf die zunehmende Rechtsentwicklung in allen Ländern mit einer neuen Qualität der Gewalt durch Polizei gegen protestierende Frauen. Alle Berichte warfen die Frage und den Wunsch nach engerer Zusammenarbeit auf. „Wie können wir die Beschlüsse von Tunis umsetzen!“

Die Resolution von Tunis zeigt sich als vorausschauend in den Menschheitsfragen der heutigen Zeit.

Die Diskussion findet auf Augenhöhe statt. Die Probleme gleichen sich, verstärkte Ausbeutung, Beschneidung der Rechte der Arbeiterinnen, Ausdehnung der Arbeitszeiten und Angriffe auf erkämpfte Rechte der Frauen. Gemeinsam ist der Wunsch nach Lösungen zu suchen. Die Tunisresolution zeigt sich als vorausschauend in den Menschheitsfragen der heutigen Zeit – zur Umweltkatastrophe, der Weltkriegsgefahr und zu der Notwendigkeit der bewusstseinsbildenden Aufgaben durch die kämpferische Frauenbewegung weltweit.

Die Stimmung ist sehr begeisternd und erinnert an Tunis!

Die festen Verbindungen zu anderen Bündnissen und internationalen Koordinierungen zeigen weit über 10 Grußadressen an die Konferenz. Den „weitesten“ Weg machte ein Gruß aus Israel von Dr. Uki Maroshek, der Direktorin des Adam-Instituts für Demokratie und Frieden. Sie schreibt: „Ich möchte meine Wertschätzung für Ihr Engagement, Ihren Mut und Ihre Weisheit beim Schutz der Frauenrechte auf der ganzen Welt zum Ausdruck bringen. Hier in Israel und in Palästina müssen wir so viel tun, um der Besatzung ein Ende zu setzen und den Frieden zu fördern. Es gibt Gruppen auf beiden Seiten, die zusammenarbeiten, aber wie wir alle sehen, sind wir noch weit davon entfernt, unsere heiligen Ziele zu erreichen.“

Der erste Konferenztag endete mit einem „Fest der Verschwesterung“ mit kulturellen Beiträgen aller Delegationen. Morgen geht die Diskussion weiter, wir werden Beschlüsse fassen und die Koordinierung für die nächsten fünf Jahre wählen!

Diese Grafik wurde während der Konferenz erarbeitet und gestaltet.

Am Sonntagabend, 11.6.23, endete die 1. Europakonferenz der Basisfrauen nach der 3. Weltfrauenkonferenz, die in Sarajevo / Bosnien-Herzegowina stattfand.

  • Sie zog in einer lebendigen Auseinandersetzung Resümee über die frauen- und politische Entwicklung in Europa.
  • Zwei Tage berieten sich 16 Delegierte aus 7 Ländern wie ihre Zusammenarbeit fester werden kann und wie sie Sorge für den weiteren Aufbau der kämpferischen Frauenbewegung in Europa und ihre Organisiertheit tragen können.
  • Sie verabschiedeten Beschlüsse wie gegen die reaktionäre, menschenfeindliche EU-Flüchtlingsvereinbarung! Welch ein Hohn, dass gerade eine sogenannte feministische Politikerin aus Deutschland, Nancy Faeser, die vollständige Abschaffung des Asylrechts als „historischen Erfolg“ bezeichnet.
  • Die Konferenz protestierte aber auch gegen die zunehmende Kriminalisierung von Jugendlichen wie in den Niederlanden, wo 1.600 junge Klimagegner gefangen genommen wurden. Und in Deutschland, wo die Politik dafür steht, die Organisation „letzte Generation“ zur kriminellen Vereinigung zu erklären. In der Schweiz, wo Polizei und berittene Polizei brutal gegen eine Frauendemonstration vorging. Die verschärfte Rechtsentwicklung in Europa die mit massiven Angriffen auf Frauen- und demokratische Rechte einher geht.
  • Die gesteigerte Ausbeutung der Arbeiterinnen, „unsere Körper leiden“, das Mobbing gegen sie in den Betrieben, sexuelle Belästigung und der Kampf um die Verurteilung und Verhaftung der Kriegsverbrecher des Bosnienkrieges waren Themen. Themen die mit Kraft und mit Forderungen verbunden vorgetragen wurden.

 

Es waren keine leidenden Frauen, es waren Kämpferinnen die sich hier austauschten. Sie waren sich einig, wir wollen eine gesellschaftsverändernde Kraft sein!

Die Europakonferenz wurde von neuen und auch von jungen Frauen mitgetragen.
Sie beschloss auf Vorschlag aus Spanien, ein Video aus jedem Land zum Tag gegen Gewalt an Frauen mit einem einheitlichen Slogan: „Keine weitere mehr – in keinem Land!“ und einer landesspezifischen Forderung. Vorgetragen von einer jungen und einer älteren Frau. Man spürte und hörte es während der gesamten Konferenz – hier sprachen Frauen aus Erfahrung, die älteren von ihnen, gestählt durch Erfahrungen.

„Wir müssen aus den leidvollen Erfahrungen gescheiterter Aufstände, Revolutionen lernen ebenso wie aus den hoffnungsvollen Erfahrungen im ehemals sozialistischen Aufbau, aus der Pariser Commune, der frühen Sowjetunion, lernen, um unsere Zukunft zu gestalten.“

Es waren keine leidenden Frauen, es waren Kämpferinnen die sich hier austauschten. Sie waren sich einig, wir wollen eine gesellschaftsverändernde Kraft sein!
Zum Abschied von Bosnien schenkten ihnen die kämpferischen Frauen von „Mutig und Stolz“ ein Herz! Das Herz der Solidarität!

Mit neugewählten Koordinatorinnen aus Spanien, Frankreich, Deutschland geht die Europakoordinierung nun in eine weitere Phase auf dem Weg zur 4. Weltfrauenkonferenz 2027.

Es gibt viel zu tun – wir packen es an!

Eine kleine Anekdote von der Heimreise: Teilnehmerinnen aus Frankreich-Österreich,-Niederlande und Deutschland sangen am Flughafen von Sarajevo mit Gitarrenmusik „Bella ciao“ und sofort standen Männer, Frauen, Kinder vom Wartesaal um sie herum und sangen mit ihnen gemeinsam dieses Partisanenlied!