Bergarbeiterfrauen bilden sich und feiern Zusammenhalt

„Frauen.Bergbau.Geschichten“

Anfang Juli besuchten Bergarbeiterfrauen der Bergarbeiterfrauen-AG im Frauenverband Courage die Ausstellung „Frauen.Bergbau.Geschichten“. in Moers auf der Zeche Rheinpreussen, Die Ausstellung erzählt die Geschichte des Steinkohlebergbaus aus der Sicht der Frauen. Begleitet wurden wir auch von einigen Bergleuten. Durch die Ausstellung wurden wir von einer Mitinitiatorin der Ausstellung begleitet. In Portraits wurde die Geschichte von 12 Bergarbeiterfrauen und -töchter erzählt.

Interessant war, dass viele den Zusammenhalt unter den Frauen und in den Bergarbeitersiedlungen hervorhoben. So zwei türkische Schwestern:

Gemeinsam haben wir alles gemeister!

 

Sie sagten, dass die Nachbarn wie Familienangehörige waren. Wir haben gegenseitig Anteil genommen, mit allen Freuden und allen Problemen. „Es hieß immer: Wir haben zwar verschiedene Religionen, aber Mohammed ist der beste Freund von Jesus“ so die Schwestern.

Andere Frauen berichteten, dass in Lebenskrisen klar war; dass man sich in der Zechensiedlung Hilfe holte, die man auch bekam. „Das war etwas, was ich in der Kolonie gelernt hatte und das mir vertraut war. Hilfe in Anspruch zu nehmen ist etwas, wofür man sich nicht schämen muss.“

Das war etwas, was ich in der Kolonie gelernt hatte und das mir vertraut war. Hilfe in Anspruch zu nehmen ist etwas, wofür man sich nicht schämen muss.

 

Eine Bergarbeiterfrau wünscht sich, dass die gegenseitige Verantwortung und Fürsorge aus der Kolonie weitergetragen wird.

Im Streik spielen die Frauen, Töchter der Bergleute eine wichtige Rolle.

Wir Bergarbeiterfrauen fanden die Ausstellung insgesamt sehr aufschlussreich. Allerdings fehlte ein wesentlicher Bestandteil des Alltags der Bergarbeiterfrauen, die Unterstützung der Väter, Männer, Söhne, usw. im Kampf um ihre Arbeiterinteressen. Im Streik gegen die Schließung der Zechen, für höhere Löhne usw. Gerade hier spielen die Frauen, Töchter der Bergleute eine wichtige Rolle. Sie organisierten die Versorgung der Streikenden, unterstützten die Streikposten an den Toren, brachten Kaffee und Kuchen. Sie ermutigten zu Hause ihre Männer, Söhne in den Streik zu gehen.

Anschließend waren wir in Neukirchen Vluyn bei einer Bergarbeiterfrau und ihrem Mann zur Niederrheinischen Kaffeetafel eingeladen. Unterstützt wurde diese von Mitgliedern  des Wahlbündnisses NV AUF geht’s, der Bergarbeiterbewegung Kumpel für AUF Niederrhein und der MLPD (Marxistisch-leninistische Partei).

Die scheinbar allmächtige RAG wurde durch den Protest der Anwohner in die Knie gezwungen

Bei Kaffee, Wein, Bier und alkoholfreien Getränken, selbstgebackenen Kuchen, Bergmannsstullen mit Rübenkraut, Pflaumenmus usw. berichtete die Bergmannswitwe Jutta Jell über ihren Kampf um Witwenrente vor dem Europäischen Gerichtshof und rief zur Unterstützung auf. Unsere Bergarbeiterfrau Lisa Wannenmacher berichtete über die Arbeit des Wahlbündnisses „NV AUF geht’s, dem erfolgreichen Kampf gegen den Giftwall. Die RAG wollte rund um die Zechenkolonie einen Wall mit kontaminierten Böden aufschütten. Ein Beispiel wie die scheinbar allmächtige RAG in die Knie gezwungen wurde durch den Protest der Anwohner.  Zur Politik der verbrannten Erde durch die Ruhrkohle Stiftung wurde die Unterschriftensammlung von Kumpel für AUF vorgestellt. Wer kämpft muss sich auch informieren, dazu stellte der Bergmann Klaus Wallenstein das Buch „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen!“ vor. Wer kämpft braucht auch eine Perspektive, dazu gab uns der Kreisvorsitzende der MLPD einen Ausblick „Sozialismus als wirkliche Alternative“.