Resolution der 13. Bundesdelegierten-versammlung des Frauenverbands Courage

Juni 2024

Die Bundesdelegiertenversammlung hat in einer streitbaren und solidarischen Atmosphäre stattgefunden. In einem sehr kritischen und selbstkritischen Prozess haben wir unsere bisherige Arbeit sowohl des Bundesvorstands als auch der Gruppen bewertet.

Wir blicken auf große Erfolge zurück und haben große Veränderungen vor uns!
Die menschenunwürdige Rechtsentwicklung mit dem vorläufigen Gipfel der Europawahlergebnisse der Rechten und Faschisten ist alarmierend!

Die Weltwirtschaftskrise, die mit der Vernichtung von Arbeitsplätzen einher geht, die Verschärfung der Krise im Gesundheitswesen, im Bildungswesen und bei der Kinderbetreuung – all dies macht es dringend notwendig, dass wir Frauen uns gemeinsam und stärker organisieren.

Zugleich erschwert es Frauen diese Entscheidung. Courage hilft bei dem Schritt von der praktischen Bewältigung des zunehmend herausfordernden Alltags bis zur Lösung zunehmend komplizierter weltanschaulicher Fragen.

Frauen zeigen große Kraft um ihren Alltag zu meistern und sind Bestandteil des Widerstands gegen die reaktionären, menschenverachtenden Entwicklungen. Wir wollen diese Kraft weiterentwickeln in ein gemeinsames organisiertes Handeln als Verband!

Die akute Weltkriegsgefahr und die begonnene globale Umweltkatastrophe stellen die Existenz der Menschheit in Frage und stellen Frauen vor größere Verantwortung als bisher.

In dieser Situation nehmen wir Courage-Frauen unsere Verantwortung wahr und an. Wir sind gefordert, uns als Frauenverband mit Perspektive für die Befreiung der Frau in einer befreiten Gesellschaft stark zu machen.

Als Ergebnis ihrer schöpferischen Diskussion beschließt die 12. Bundesdelegiertenversammlung:

Starten wir mit einer gut vorbereiteten und geführten Mitgliederwerbekampagne!

In den vergangenen Jahren haben wir 10% unserer Mitglieder verloren.
Mit unserer Bundesdelegiertenversammlung leiten wir in der Mitgliedergewinnung eine Wende ein! Wir gewinnen bis zum Ende des Jahres mit einer besonderen Initiative 10 % neue Mitgliedsfrauen. Für eine gute Kampagne entwickelt der Bundesvorstand, gestützt auf die Basis, Werbematerial, Argumente, Filme und anderes.

Wir wenden uns in unserer Kampagne gezielt auch an jüngere Frauen – die Verbindung von langjähriger Erfahrung und jugendlichem Elan ist eine große Stärke, die wir richtig nutzen müssen.

Lernen wir gegenseitig voneinander, im vorbehaltlosen Austausch miteinander, von Frauen in jedem Alter und jeder Lebenslage, gehen mutig auf Frauen zu entsprechend unserem Motto „jede Frau braucht Courage – Courage braucht jede Frau“! Überwinden wir dabei noch vorhandene Ängste und Unsicherheiten.

Die Rettung von Mutter Erde und ein Leben in Einklang mit der Natur liegt uns seit jeher sehr am Herzen!

Die inzwischen teilweise nicht mehr umkehrbaren Vorgänge in der Umweltzerstörung haben eine neue Dimension erreicht. Eine globale Umweltkatastrophe ist bereits eingeleitet und stellt die Zukunft und Existenz der ganzen Menschheit radikal infrage. Entweder stirbt Mutter Erde – oder der Kapitalismus.
Machen wir uns gegenseitig schlau, um die Entwicklung zu verstehen. Verstärken wir den gemeinsamen Einsatz für Sofortmaßnahmen und setzen wir alles daran, dass sich die Menschheit retten kann – gemeinsam mit anderen Teilen der Frauenbewegung und mit der Arbeiter-, Umwelt- und Jugendbewegung in Deutschland und international!
In der Flutkatastrophe 2021 in NRW und Rheinland-Pfalz haben unsere Gruppen erste Erfahrungen damit gemacht, wie unser Frauenverband in einer solchen Situation arbeiten könnte.

Gehen wir mit der „Erfurter Erklärung“ vom Frauenpolitischen Ratschlag 2019 gegen die AfD und alle Faschisten in Stellung und gewinnen wir mit ihr neue Mitgliedsfrauen und Bündnispartnerinnen!

In der Erfurter Erklärung haben wir bereits 2019 vorausschauend auf die Entwicklung aufmerksam gemacht, die sich in verheerenden Wahlergebnissen mit Zuwächsen für rechte und faschistische Parteien in ganz Europa zeigt. Zugleich riefen die offen faschistischen Pläne der „Remigration“ Anfang 2024 eine beeindruckende antifaschistische Massenbewegung auf den Plan, in der wir aktiv sind. Das Stimmergebnis der AfD zeigt, dass noch viel zu viele Menschen, darunter auch Frauen allen Alters, demagogischen Lügen und Deutungen Glauben schenken. Dagegen müssen wir unsere Aufklärungsarbeit verstärken. Jeder Mensch, gerade die Jugend, muss sich im Klaren sein, was Faschismus bedeutet!

Die Forderung nach einem Verbot der AfD wird im ganzen Verband diskutiert und wir meinen: die Zeit ist reif dafür!
Dazu muss der ganze Verband ausgerichtet werden und daran arbeiten – gegen jede antikommunistische Spaltung. Der islamistische Faschismus und andere religiös getarnte Formen des Faschismus sind die andere Seite der gleichen Medaille – wir wenden uns genauso gegen diese! Die Erfurter Erklärung ist ein kleinster, aber ein dringend notwendiger gemeinsamer Nenner.

Courage raus aus ALLEN Verfassungsschutzberichten!

Es ist ein großer Erfolg, dass wir mittlerweile nicht nur die Gemeinnützigkeit wiedererlangt haben, sondern auch aus fast allen Verfassungsschutzberichten gelöscht werden mussten.

Wir werden es nicht akzeptieren, dass uns der Verfassungsschutz in Bayern weiter als U-Boot der MLPD diffamiert!

Courage ist ein wirklich überparteilicher Frauenverband! Wir lassen uns von niemandem vorschreiben, mit wem wir zusammenarbeiten – von Religion bis Revolution! Stärken wir die Überparteilichkeit von Courage. Dazu nutzen wir die 6 Trümpfe unserer lebendigen Streitkultur.

Bauen wir unseren Verband in den Wohngebieten weiter auf!

Die Arbeit an den Alltagsfragen wie Kinderbetreuung, Schulen, Pflege, Gesundheitsversorgung, Mieten, Inflation und im Kampf gegen Entlassungen und Arbeitsplatzvernichtung und auch die Bildungs- und Kulturarbeit dazu schärft unser Profil.

Courage-Frau sein im ganzen Leben – dort, wo wir wohnen, wo die Frauen ihr Leben leben – in den Stadtteilen, am Arbeitsplatz, in Wohngebieten und in Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und in gewerkschaftlichen Kämpfen. Hier wollen wir in enger Einheit von frauenpolitischen Höhepunkten und unseren Kampftagen und der ständigen Kleinarbeit unsere Bastionen aufbauen. Setzen wir dafür auch die Nutzung von öffentlichen Räumen in den Stadtteilen durch.

Stärken wir unser Profil als Frauenverband, in dem viele Arbeiterinnen organisiert sind. Wir sind stolz auf unsere enge Zusammenarbeit mit der Arbeiterbewegung in Deutschland und international – bauen wir diese und die Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften aus. Dafür stehen beispielhaft die langjährige Zusammenarbeit mit Textilarbeiterinnen in Bangladesch und die Bergarbeiter-Frauen-AG

Übernehmen wir Verantwortung für den Verbandsaufbau in Ostdeutschland, insbesondere in Thüringen

Angesichts der Rechtsentwicklung gerade in Ostdeutschland ist es umso wichtiger, dort eine kämpferische Frauenbewegung aufzubauen. Von den Erfahrungen der Frauen aus der ehemaligen DDR können wir viel lernen – sie gehören in unseren Verband! Courage hat in den ostdeutschen Bundesländern noch viel zu viele „weiße Flecken“.

Verbessern wir die Zusammenarbeit zwischen Bundesvorstand und den Gruppen

Stärken und entwickeln wir die regionale Zusammenarbeit in den Regio-Teams sowie Partnerschaften mit weit entfernt liegenden Gruppen, Gruppen im Aufbau und Einzelfrauen ohne Anschluss an eine Gruppe.

♦ Führen wir jeden Sommer ein Courage-Wochenende als regionalen Höhepunkt in Nord, West, Süd und Ost durch!
Die Courage Wochenenden sollen mit Workshops, Ausbildung und Freizeit dazu genutzt werden, alles zu lernen und zu trainieren, was wir brauchen, um unseren Verband aufzubauen und unsere Potenziale zu heben. Jede Frau wird gebraucht – wir können alles lernen!

♦ Kasse, Ortsvorstands- und Medienarbeit, Reden schreiben, neue Frauen ansprechen, das sind alles keine Geheimnisse, wir können und müssen uns dafür gegenseitig ausbilden.

♦ Verstärken wir die Nutzung der Homepage zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch z.B. mit der Einrichtung eines Internet-Forums und Archiv.

♦ Nutzen wir neue Medien und neue Technologien wie zum Beispiel Zoom, Instagram oder TikTok für den gegenseitigen Austausch und die Öffentlichkeitsarbeit, stützen wir uns auf das, was wir können und trauen uns Neues zu.

Weg mit der Kriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs – fegen wir den §218 endlich aus dem Strafgesetzbuch!
Für das Selbstbestimmungsrecht über unseren Körper!

Dass die Expertenkommission der Bundesregierung die Abschaffung des §218 empfiehlt, geht zurück auf die beharrliche Arbeit der kämpferischen Frauenbewegung. Es war die erste Kampagne, die Courage nach der Gründung gemacht hat.

Geben wir unserer Bildungsarbeit neuen Schwung!

Gestützt auf die Gruppen und ihre Schwerpunkte können wir regionale Bildungsveranstaltungen durchführen, Argumentationshilfen erarbeiten und Impulse geben zu den wichtigsten gesellschaftlichen Fragen wie Krieg, Umwelt, AfD-Verbot, §218, Sexismus, Gewalt gegen Frauen bis hin zu Mord und Femiziden.

Courage muss und kann uns selbst und den Frauen in Deutschland Orientierung geben. Neue Entwicklungen müssen wir gründlich erforschen, uns zeitnah positionieren und dann auch handeln.

Stärken wir unser internationalistisches Profil!

Führen wir weiter schlagkräftige konkrete Kampagnen durch, wie die für die RAWA-Mädchenschulen in Afghanistan und entwickeln daraus dauerhafte Partnerschaften. Diese Projekte nehmen wir uns vor:

♦ Führen wir den gemeinsamen Solidaritätspakt von Courage, Solidarität International und der FOSYCO im Kongo für den Aufbau einer Nähwerkstatt für sichere Arbeitskleidung für Bergarbeiterinnen zum Erfolg!

♦ Unterstützung des Baus eines Krankenhauses in Gaza! Das Krankenhaus soll eine Hilfsmaßnahme für die Wiederherstellung der Infrastruktur sein und insbesondere die Grundversorgung der Frauen und die Geburtshilfe gewährleisten.

♦ Bereiten wir in Deutschland an der Basis und mit unseren internationalen Partnerinnen die Weltfrauenkonferenz und das auf der 3. Weltfrauenkonferenz beschlossene theoretische Seminar zur Befreiung der Frau in 2025 vor!

Die internationale Zusammenarbeit an der Basis ist ein Alleinstellungsmerkmal und ein riesiger Trumpf von Courage.

Übernehmen wir die Verantwortung für den Frauenpolitischen Ratschlag!

Der 13. Frauenpolitische Ratschlag im November in Kassel ist unser nächster Höhepunkt in 2024, für den wir bereits einen großen Teil der Verantwortung übernehmen.

Bilden wir eine gemeinsame Arbeitsgruppe aus kämpferischem Frauenrat und Bundesvorstand um den Übergang der Hauptverantwortung für den Frauenpolitischen Ratschlag konkret zu beraten. Die Bündelung unserer Kräfte macht auch wieder Kräfte frei für neue Aufgaben.

Courage ist eine anerkannte Größe in der kämpferischen Frauenbewegung in Deutschland und international!

Wir haben Großes vor uns – um unsere Aufgaben zu meistern müssen wir einen Schritt nach vorn zum Frauenmassenverband gehen!

Haben wir den Mut und die Entschlossenheit, die vielen Aufgaben anzupacken um unsere Ziele zu erreichen!

Die Resolution kann in gestalteter Form in unterschiedlichen Versionen herutergeladen bzw. ausgedruckt werden.