Bergarbeiterfrauen treffen sich zur Vorbereitung
der III. Internationalen Bergarbeiterkonferenz
Am 8. Juli trafen sich bei über 30 Grad 12 Frauen aus verschiedenen Städten im Garten einer Bergarbeiterfrau in Marl. Mit kalten Getränken gut versorgt behielten die Frauen einen kühlen Kopf. Die Marler Bergarbeiterfrauen steuerten leckeren Kuchen bei.
Im Mittelpunkt standen die Berichte der Bergarbeiterfrauen über ihr Leben und vor allem wie die RAG (Ruhrkohle AG) mit ihrer Politik der verbrannten Erde die Lebenslage der Bergarbeiterfamilien und der Menschen im Ruhrgebiet beeinflusst.
Wo diese „Heuschrecken“ einfallen, hinterlassen sie Mietwucher oder Verwahrlosung der Wohneinheiten.
Einige der Frauen haben sich bei der VIVAWEST beschwert, wegen Mieterhöhungen und weil sie nicht ihrer Verantwortung nachkommen und Mängel in den Wohnungen nicht behoben bzw. ignoriert werden. Die VIVAWEST ist eine Tochter der RAG und die Bergarbeitergewerkschaft ist mit 29 % an der VIVAWEST beteiligt. Die VIVAWEST hat sich gerade von weiteren 2.000 bezahlbaren Wohneinheiten getrennt, weil sie ihnen zu wenig Profit einbringen. Vonovia, die LEG, Rhein Ruhr Invest und Immeo haben viele Bergbauwohnungen übernommen. Wo diese „Heuschrecken“ einfallen, hinterlassen sie Mietwucher oder Verwahrlosung der Wohneinheiten.
Ein weiteres Thema war die Versorgung der Bergarbeiterfrauen im Alter bzw. die Witwenrente und das Recht auf lebenslanges Deputat. Empört waren die Bergarbeiterfrauen über den Bericht aus Neukirchen-Vlyn. Da hat eine Bergarbeiterfrau 30 Jahre mit einem Bergarbeiter ohne Trauschein zusammengelebt. Sie hat ihren Mann dann 2019 geheiratet. Wenige Wochen später ist ihr Mann an Krebs gestorben. Jahrzehntelang haben sie Freud und Leid geteilt, sich gegenseitig unterstützt, sie hat ihren Mann zuletzt gepflegt. Das alles zählt aber für die Knappschaft nicht und sie verweigert die Witwenrente, weil angeblich die formellen Voraussetzungen fehlen.
Andere Frauen berichteten, dass ihnen schon vorab das lebenslange Deputat, dass sie nach dem Tod ihrer Männer früher erhalten haben, abgesprochen wird. Die Frauen folgerten daraus, dass dies ein Vorstoß zum Vorschlag der Streichung der Witwenrente ist.
„Wir Frauen arbeiten ein Leben lang, machen den Buckel krumm, erziehen unsere Kinder, pflegen unseren Mann bei Krankheit und im Alter. Dann wird uns auch noch das geklaut, was uns zusteht!“
Die Frauen und Familien müssen bei Krankheit, Verletzung bzw. Tod eines Familienmitglieds eine entsprechende Entschädigung bzw. Unterstützung bekommen. Und weil diese Forderungen nicht allein erkämpft werden können, werden wir uns dafür stark machen.
Wie die RAG unsere Männer vergiftet hat, das steht den Menschen hier im Ruhrgebiet mit der Flutung der Zechen noch bevor. Wenn das kontaminierte Grubenwasser ins Trinkwasser übertritt und den Lebensraum hier vergiftet.
Ein weiteres wichtiges Thema war die Flutung der Zechen durch die RAG-Politik der verbrannten Erde. Die Frauen empörten sich, dass die RAG, die Landesregierung bewusst eine regionale Trinkwasserkatastrophe in Kauf nehmen. Denn das Grubenwasser ist mit hochgiftigem PCB und anderen gefährlichen Giftstoffen versetzt. Inzwischen gibt es Nachweise, dass Kumpel PCB und Schwermetalle im Blut haben, weil sie unter Tage damit kontaminiert wurden. Viele sind bereits an Krebs gestorben. Wir Frauen haben unsere Männer gepflegt, wenn sie erkrankten. Einige von uns Bergarbeiterfrauen sind dann auch selbst an Krebs erkrankt, weil wir die PCB und mit Schwermetallen verseuchten Arbeitsklamotten unserer Männer gewaschen haben. Eine Frau sagte: „Wie die RAG unsere Männer vergiftet hat, das steht den Menschen hier im Ruhrgebiet mit der Flutung der Zechen noch bevor. Wenn das kontaminierte Grubenwasser ins Trinkwasser übertritt und den Lebensraum hier vergiftet.“
Wir einigten uns, dass wir diese Themen auf die Bergarbeiterkonferenz der „Internationalen Bergarbeiterkoordination von Bergleuten für Bergleute“ tragen wollen. Denn dies sind sicher nicht nur Probleme hier in Deutschland, sondern weltweit.
Und wir kamen zu dem Schluss, dass die weltweit 50 Millionen Bergleute eine Kraft sind, die gemeinsam mit der kämpferischen Frauenbewegung die Welt verändern können! Damit unsere Vision von einem reichen, würdevollen und gesunden Leben aller Menschen im Einklang mit der Natur und ohne Ausbeutung und Unterdrückung Wirklichkeit wird.
Wir werden all diese Themen in unserem Forum Lebensverhältnisse der Bergarbeiter, der Bergarbeiterinnen und ihrer Familien weltweit intensiver behandeln. Und wir werden dazu auch die Bergarbeiterinnen und Bergarbeiterfrauen der Welt einladen und mit ihnen gemeinsam das Forum vorbereiten und organisiert zusammenarbeiten.