Leserzuschrift zu den Schülerprotesten „FridaysForFuture“ an die Westdeutsche Zeitung (veröffentlicht)
Um es gleich vorweg zu sagen: Ich unterstütze aus vollem Herzen die Schülerproteste für eine umweltfreundliche Zukunft und den Erhalt von Mutter Erde. Und ja, es ist sehr ermutigend, dass Jugendliche mit Sachkenntnis und Phantasie die Politik und Hauptverursacher der Klimaveränderung wie RWE und andere Konzerne in die Verantwortung nehmen. Ihnen zu unterstellen, sie würden darin „vor allem die große Party“ sehen, zeugt nicht gerade von politischer Kenntnis oder pädagogischem Feingefühl. Nein, ich bin keine Lehrerin, aber sehr besorgt um die Zukunft aller Kinder und aktiv im Frauenverband Courage.
Wir bestärken die Jugend, selbst aktiv ihren eigenen (!) Weg zu gehen. Mit ihren Freitags-Protesten während der Unterrichtszeit, auch in Wuppertal, machen sie auf ein weltweites Problem der Klimaveränderung mit immer verheerenderen Folgen aufmerksam, was immerhin 24 UN-Klimagipfel nicht gelöst haben. Das ist umweltpolitisches Lernen auf der Straße! Lehrer Ulbricht beklagt „vor allem die Erwachsenen, die gerade den Planeten und damit die Zukunft ganzer Generationen zerstören“. Aber was sind das denn für Erwachsene? Doch vor allem die aus den Chefetagen von Politik und Wirtschaft, die aus Profitgründen mutwillig mit Abgasbetrug unsere Luft zum Atmen verpesten oder mit CO²-ausstoßenden Kohlekraftwerken zu dramatischen Naturkatastrophen beitragen statt erneuerbare Energiegewinnung auszubauen.
Natürlich muss auch jeder von uns in seinem Umfeld verantwortlich mit der Umwelt umgehen (lernen). Dafür sind auch von Lehrern (!) überzeugende Argumente und Auseinandersetzungen auf Augenhöhe gefragt, statt Jugendliche mit Skepsis oder von oben herab zu behandeln. Zu Recht stellten protestierende Schüler/innen dem NRW-Ministerpräsidenten Laschet (CDU) ein schlechtes Zeugnis aus für seinen Umgang mit der Jugend und Mutter Erde. Genauso selbstbewusst erteilten sie der Androhung des Schulministeriums (FDP) eine Absage, dass sie dem Unterricht „zwangsweise zugeführt“ werden sollen. Bleibt eine Frage: Warum werden z.B. VW-Abgasbetrüger nicht einer Strafe „zwangsweise zugeführt“? Wer die Jugend nicht ernst nimmt, meint es auch nicht ernst mit der Jugend – die Jugend braucht Zukunft!
Linda Weißgerber, Wuppertal