Courage Göppingen ergriff die Initiative und organisierte für den 6.1. einen Ausstellungsbesuch mit einer hervorragenden Führung in der Kunsthalle Göppingen. 15 Frauen nahmen daran teil.
Zwei Künstlerinnen standen im Mittelpunkt, die mit ihren Werken Stellung zu Gesellschaft und aktueller Politik beziehen – in Iran, Syrien und Afghanistan.
„One Step“ – mit Parastou Forouhars Ausstellung machte die Kunsthalle auf die revolutionäre Bewegung für Freiheit und Demokratie im Iran aufmerksam. Die Künstlerin stellt in ihren digitalen Zeichnungen das Motiv des Ornaments ins Zentrum, das einerseits für Schönheit steht, andererseits aber auch für Gewalt und totalitäre Strukturen. So offenbaren auch die Schmetterlinge erst auf den zweiten Blick ihre erschreckende Dimension: jeder Schmetterlings steht für den Gegensatz von Freiheit und Unterdrückung und jeder ist mit einem Aufstand oder einem Akt der Gewalt in der Vergangenheit und damit der Historie der Proteste im Iran verbunden. Die Werke der Künstlerin sind eng mit ihrer persönlichen Biografie verknüpft. Ihre Eltern wurden 1998 in Teheran in ihrem Haus durch den staatlichen Geheimdienst ermordet.
„Sapun Ghar“ – nannte Iris Andraschek ihre Installationen. Zentrum der Ausstellung ist die raumgreifende Installation aus Lorbeerseifen und bewegten Bildern, die von deren mühevoller Gewinnung und Erzeugung erzählt. Über Jahrtausende wurde die Lorbeerseife in der Umgebung der syrischen Stadt Aleppo produziert und durch Krieg in Syrien ist dieses immaterielle Kulturerbe mit den geflüchteten Seifensiedern in die Südtürkei mit getragen worden.Iris Andraschek wurde 2016 während mehrere Aufenthalte in Istanbul auf deren Situationaufmerksam.
„Flüchten und Ankommen“ – ein weiteres Projekt von Iris Andraschek. In Graz sprach und zeichnete Sie gemeinsam mit geflüchteten Frauen in einer Notschlafstelle. Sie sprach mit Ihnen über ihre Geschichte, über die Dinge, die sie auf der Flucht durch lebten und die Menschen, die sie in ihrer Heimat zurückließen. Wichtige Aussagen aus den Gesprächen visualisierte sie in einer Zeichnung auf dünnem Transparentpapier. Ein mit Pailletten bestickter feiner Frauenschuh ist ein Fundstück aus einem Gewässer und dadurch mit Muscheln besiedelt. Die Zartheit des Schuhs steht für die Verletzlichkeit, Verlust und Vergänglichkeit. Die hölzernen Füße ergänzen das Werk, als warteten sie darauf, sich rastlos auf eine neuerliche beschwerliche Reise machen zu müssen.
Wir alle waren total begeistert von der Ausstellung. Die Werke der beiden Künstlerinnen haben uns tief beeindruckt und sehr viel bewirkt. Es ist eine Kunst des Widerstands und der Solidarität, die uns Mut macht. Die Ausstellungen sind wirklich sehenswert und ein Besuch sehr zu empfehlen.
Courage-Gruppe Göppingen, 15.01.23
Fotos: Courage Göppingen