Begeisterndes Benefizkonzert in Tübingen am 27.07.22

„Spiel mir das Lied von Beethoven“

So titelte das Schwäbische Tagblatt den ausführlichen, guten Bericht über das Benefizkonzert für die Weltfrauenkonferenz im Tübinger Sudhaus. Das erste Instrument, welches Heiner Kondschak (Tübinger Künstler, Musiker, Schauspieler, Regisseur) als 14 jähriger bekam, war eine kleine Mundharmonika – ein Geschenk seiner Oma. Er solle Beethoven spielen „Pour Elise“. Ein unmögliches Unterfangen mit einer Minimundharmonika und sehr zum Vergnügen des Publikums ertönte: „Spiel mir das Lied vom Tod“. Witzig, wortgewandt vertonte er die Sinnsprüche seiner Oma musikalisch brillant.

Vor dem ausverkauften Sudhaus spielten voller Leidenschaft die Künstlerinnen und Künstler ohne Gage für die Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen. Das solidarische Grußwort der Tübinger Gleichstellungsbeauftragten Lucia Köberlein stimmte das Publikum auf die derzeitigen Krisen und den notwendigen Widerstand dagegen ein.

(Text auf dem Schild „Arbeitgeber, respektiere dein Zimmermädchen, halte dich an die Vereinbarung“)

Mit den Spenden wird die Teilnahme eines Mitglieds der Las Kellys (Gewerkschaft der Zimmermädchen aus Spanien) und anderer Frauen aus aller Welt ermöglicht! Gekommen waren 250 Besucherinnen und Besucher. Die Las Kellys wurden mit ihrem eigenen Rap vorgestellt, bei dem die krankmachenden Arbeitsbedingungen deutlich wurden. Der mutige Kampf der Kellys um  ihre Rechte und ihr Spaß am Video riss die Zuschauer mit. (Link zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=gwhgUpPND3 )

Der Chor Avanti Comuna Kanti ist Teil der Opposition von unten. Sie verbreiten mit ihren Liedern Solidarität und Internationalismus. Sie sangen Lieder aus ihrem Programm zur Pariser Kommune, der Aufstand der Pariser 1871. Die Pariser Bevölkerung übernahm  die Macht für 72 Tage und beschlossen besonders Rechte von Frauen.

Besonderes berührend war das Lied: „Temps des cerises“ (Zeit der Kirschen). Am 23. Oktober kann man das gesamte Programm des Chors in Stuttgart im Haus der Humanisten sehen.

Die Weltfrauenkonferenz muss ein Treffen für den Weltfrieden und gegen Nationalismus, Rassismus und Faschismus werden.

Gespannt folgten die Zuschauer der Vorstellung der Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen, ein Meilenstein zur Festigung der kämpferischen internationalen Frauenbewegung, notwendig angesichts der akuten Gefahr eines 3. Weltkrieges, der Abwälzung aller Krisenlasten auf die Bevölkerung und die sprunghafte weitere Zerstörung unserer natürlichen Umwelt.

klaus zeh & adeline lernten wir vier Wochen vor dem Konzert kennen und sie waren spontan bereit für uns zu singen. Adelines wunderbare Stimme füllte den Saal, die selbstgeschriebenen Texte z.B. gegen Menschenhandel beeindruckten uns tief. Klaus Zeh hat ein Buch über Menschenhandel (Sophia) geschrieben, ein kleines Mädchen namens Sophia wird von ihrem Vater verkauft – ein beeindruckendes, tief berührendes Buch. Der Erlös aus dem Verkauf geht an den Kampf gegen Menschenhandel.

Women’s Voices gründete sich um den Geist und Gedanken der Weltfrauenkonferenz umzusetzen. Frauenstimmen singen internationale Frauenlieder und geben damit den Frauen der Welt eine Stimme mit dem mexikanischen Lied „cansion sin miedo“ (Gesang ohne Angst) gegen Gewalt an Frauen, mit „Brot und Rosen“, die Parole von 20 000 Textilarbeiterinnen in Amerika bei ihrem Streik 1912.

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Das Publikum wurde nach seinen Motiven für die Unterstützung der Weltfrauenkonferenz gefragt: die eigenen Erfahrungen mit Flüchtlingen, die Sehnsucht nach Weltfrieden, es gab viele Gründe. Auch Männer kamen zu Wort. Einer berichtete von einem jungen Flüchtling, der aus Afghanistan floh, weil er die Unterdrückung und Misshandlung von Frauen nicht ertragen und nicht mittragen wollte.

Es ist uns eine große Ehre,  dass Pippo Pollina an seinem einzigen freien Tag seiner Tournee bei uns auftritt!

so die Moderatorin Carmen Steffan. Schon die 1. Weltfrauenkonferenz hat er beim Benefizkonzert 2010 im LTT in Tübingen unterstützt und auch dieses Mal war er sofort bereit für uns zu singen. Er kämpfte in seinem Land gegen die Mafia und musste vor ihren Morddrohungen fliehen. Diese Haltung hat er sich bis heute bewahrt, ebenso wie die Liebe zu seinem Land. Sein Gesang und Klavierspiel riss das Publikum mit, das Lied „Gracias a la vida“ von Violeta Para ging uns zu Herzen und bei „Bella Ciao“ dem italienischen Partisanenlied sangen alle begeistert mit.

Todo Cambia - alles verändert sich

Zum krönenden Abschluss sangen alle Künstlerinnen und Künstler das Lied „Todo Cambia“ (alles verändert sich). Es stammt von einem Chilenen Julio Numhauser, im Exil geschrieben, von Mercedes Sosa übernommen. Es handelt von Veränderung der Dinge und Menschen im Laufe der Zeit, alles verändert sich, aber nicht die Liebe zu seiner Heimat Chile und zu den Menschen.

Dieses Lied hat uns auch auf den bisherigen Weltfrauenkonferenzen begleitet und wird auch die 3. Weltfrauenkonferenz bereichern.

so die Moderatorin Ulrike Held.

Die Begeisterung des Publikums schlug am Schluss hohe Wellen über die wunderbare Musik, das einfühlsame Moderatorinnenteam, den reibungslosen Ablauf durch die Arbeit der Techniker und den zukunftsweisenden Zusammenschluss der Frauen  weltweit. Das bewies auch das gut gefüllte Spendenhäuschen  mit über 1500 Euro und das rege Interesse am Frauenverband Courage. Die Einnahmen aus dem Kartenverkauf werden noch dazu kommen.  Mit einer Roten Rose für alle Beteiligten einschließlich der Vorbereitungsgruppe und des Betreibers des Sudhauses endete unser erfolgreiches Benefizkonzert.