Solidaritätsbrief von Suse Bader, Europakoordinatorin für die Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen:
Hallo Kollege Roberto,
erst gestern habe ich an dich geschrieben, weil wir Kontakt zu italienischen Arbeiterinnen für die Weltfrauenkonferenz wollen. Und heute lese ich von Verhaftungen eures Vorsitzenden von Si Cobas Aldo Milani und von drei weiteren Führern der Gewerkschaft Si Cobas aus Piacenza – Mohamed Arafat, Carlo Pallavicini und Bruno Scagnelli.
Das ist ungeheuerlich! Die Kollegen wurden festgenommen weil sie Streiks organisiert haben. Dieses berechtigte und legitime Mittel der Arbeiter wird als Verschwörung, Sabotage und Erpressung bezeichnet und die Kollegen werden als Terroristen behandelt.
Bitte richte den Kollegen die solidarischen Grüße von uns Weltfrauen aus. Wir werden die staatliche Unterdrückung und den Angriff auf eure Gewerkschaftsführer bekannt machen.
Die kämpferische Frauenbewegung steht Seite an Seite mit der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung für ein Leben in Freiheit ohne Ausbeutung und Unterdrückung von Mensch und Natur und für den Weltfrieden.
Solidarische Grüße aus Deutschland nach Italien,
i. V. Susanne Bader, Europakoordinatorin der Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen
Zum Hintergrund:
„Im Morgengrauen hat die Polizei auf Anordnung der Staatsanwaltschaft von Piacenza den nationalen Koordinator der SI Cobas, Aldo Milani, und drei führende Vertreter der Gewerkschaft von Piacenza unter Hausarrest gestellt: Mohamed Arafat, Carlo Pallavicini und Bruno Scagnelli. Die Anklage lautet auf kriminelle Vereinigung wegen privater Gewalt, Widerstand gegen einen Beamten, Sabotage und Störung eines öffentlichen Dienstes. Auslöser für diese Anklage waren angeblich Streiks in den Logistiklagern von Piacenza in den Jahren 2014 bis 2021: Der Staatsanwaltschaft zufolge wurden diese Streiks unter einem Vorwand und mit „erpresserischen“ Absichten durchgeführt, um bessere Bedingungen für die Arbeitnehmer zu erreichen, als sie im nationalen Vertrag vorgesehen sind.“ (Aufruf von Si Cobas)
Der Angriff der Staatsanwaltschaft von Piacenza auf die Gewerkschaft richtet sich gegen den Kampf um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten im Logistiksektor und gegen das Streikrecht insgesamt.
Dagegen gab es in ganz Italien zahlreiche Solidaritätsstreiks und Demonstrationen, unter anderem eine landesweite Demonstration am 23.7. in Piacenza.
Unter dem Motto „Toccano Uno, Toccano Tutti“ – „Greifen sie einen an, greifen sie alle an“ forderten die Arbeiterinnen und Arbeiter die Freilassung ihrer vier führenden Mitglieder.
Solidaritätserklärungen können an den Sprecher des Solidaritätskomitees Roberto Luzzi geschickt werden: luzzir2050@gmail.com