8. Mai 2022: Schließen sich der Muttertag und der aktive Widerstand für den Weltfrieden gegenseitig aus? Oder zurück zum Ursprung?
Der 8. Mai 2022 hat viele Bedeutungen:
- Vor 77 Jahren wurde der 2. Weltkrieg beendet und Deutschland und die ganze Welt vom Hitler-Faschismus befreit. Ein Stück dunkelster Geschichte nahm ein Ende! Esther Bejerano forderte bis an ihr Lebensende zurecht „Der 8. Mai muss ein Feiertag werden! Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann. Es muss gestritten werden für die neue Welt des Friedens und der Freiheit.“
Als hätte sie geahnt, dass die Welt heute wieder kurz vor einem Weltkrieg steht. - Deswegen ruft am 8. Mai Courage zusammen mit den anderen Organisationen im Internationalistischen Bündnis zur bundesweiten Demo auf „Aktiver Widerstand gegen die akute Weltkriegsgefahr!“
- und dann ist am 8. Mai auch noch Muttertag
Die akute Weltkriegsgefahr wird noch von vielen unterschätzt, manche wollen auch vor lauter Angst und Sorge keine Nachrichten mehr hören und sehen. Da wird in den Medien über Krieg und Waffenlieferungen debattiert, als sei das ein normales Alltagsgeschäft. Gleichzeitig quellen wieder alle Zeitungen mit Werbung für den Muttertag über. Sollen wir vor lauter Pralinen, Blumen und Herzchen den Krieg vergessen?
Bei einer kurzen Recherche stoße ich auf einen mir bisher unbekannten Ursprung des Muttertags.
In den USA setzte sich im Jahr 1870 Julia Ward Howe, Christin und Gegnerin der Sklaverei in den Südstaaten, dafür ein, einen „Muttertag des Friedens“ ins Leben zu rufen. Howe organisierte über Jahre hinweg in Boston Feiern, die sie der Abschaffung des Kriegs weihte.
In ihrem Aufruf, beschreibt Julia Ward Howe mit leidenschaftlichen Worten die Ziele des ursprünglichen Muttertags. Ihr Aufruf an die Frauen, insbesondere Mütter, für den Frieden zu kämpfen ist auch heute wieder aktuell.
Also Frauen, Mütter, Mädchen: Kommt am 8. Mai zur Demo gegen den 3. Weltkrieg!!
„Steht auf, all ihr Frauen, die ihr ein Herz habt, gleich ob ihr mit Wasser oder mit Tränen getauft seid.
Sprecht mit fester Stimme:
Wir werden nicht zulassen, dass große Fragen von unbedeutenden Regierungsstellen entschieden werden, unsere Ehemänner werden nicht zu uns kommen, stinkend nach Gemetzel, um von uns Zärtlichkeit und Zustimmung zu bekommen.
Wir werden nicht zulassen, dass uns unsere Söhne genommen werden, damit sie alles vergessen, was wir ihnen über Barmherzigkeit, Mitleid und Geduld beigebracht haben.
Wir Frauen eines Landes werden zu zartfühlend gegenüber den Frauen eines anderen Landes sein, um zuzulassen, dass unsere Söhne dazu ausgebildet werden, ihre Söhne zu verletzen.
Aus dem Schoß der verwüsteten Erde kommt ein Schrei, der sich mit unserem vereint.
„Waffen nieder, Waffen nieder! Das Schwert ist nicht das Maß der Gerechtigkeit.“
Weder stellt Blut verlorene Ehre wieder her noch ist Gewalt ein Zeichen für Besitz.
So wie Männer oft den Pflug und den Amboss verlassen haben, um dem Ruf zu den Waffen zu folgen, so lasst nun die Frauen all das verlassen, was im Hause zu verlassen ist, um einen großen und ernsten Tag des Beratens zu haben. Lasst sie zunächst als Frauen die Toten beweinen und ihrer gedenken. Lasst sie dann miteinander zu Rate sitzen über die Möglichkeiten, wie die Menschheitsfamilie in Frieden leben kann, dass jeder zu seiner Zeit den heiligen Aufruf höre, nicht des Cäsar, sondern Gottes….“
aus: „Mothers‘ Day Proclamation“, Julia Ward Howe
Anke Nierstenhöfer, Sprecherin im Bundesvorstand des Frauenverbands Courage
Fotos:
Beitragsfoto – Courage Köln
Foto Julia Ward Howe – https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24997473