Beitrag zum Internationalen Tag „Gewalt gegen Frauen“ von Courage Böblingen/Sindelfingen
Die Verantwortlichen der Katholischen Kirche, insbesondere die deutschen Bischöfe, stehen seit der Veröffentlichung der MHG-Missbrauchsstudie Minderjähriger massiv unter Druck. Aber das Ausmaß der Gewalt gegen erwachsene Frauen ist erst neuerdings in den Blick gekommen und muss dringend aufgearbeitet werden. Formen psychischer, geistlicher und sexueller Gewalt gegen Frauen in Kirche und Orden werden immer mehr bekannt. Frauen wurden von Priestern zu sexuellen Handlungen gezwungen.
Ein Drittel aller Ordensfrauen (Nonnen) betroffen!
Täterstrategien: Priester nutzten ihre geistliche Autorität und die Abhängigkeit von Frauen aus. Statistisch sind ein Drittel aller Ordensfrauen (Nonnen) betroffen.Ferner Frauen, die sich Geistlichen anvertraut haben oder in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen. Die arte-Dokumentation „Gottes missbrauchte Dienerinnen“(2019) brachte dies erschütternd ans Licht.
Ursachen liegen in der Struktur der hierarchisch verfassten Kirche, also struktureller Gewalt: Die positive Botschaft von Jesus Christus zur Gleichheit aller Menschen wurde im Laufe der Jahrhunderte von Kirchenmännern einseitig zu ihren Gunsten interpretiert und bremste die Entfaltung von Frauen aus. Glauben ist für die Ausübung geistlicher und sexueller Gewalt instrumentalisiert worden.
Das heißt: Täter haben es leicht mit Folgendem:
- Bis heute ein antiquiertes überliefertes Frauenbild, Stereotypen von der gehorsamen, dienstbereiten, hingebungsvollen Frau… bis hin zu frauenverachtenden Einstellungen (weniger wert, verfügbar, gehorsam bis zur Selbstaufgabe…)
- Durch institutionellen Schutz und ihrem Ansehen nutzen Täter mit klerikalem Dominanzverhalten Frauen aus.
- Bei Frauen in Abhängigkeitsverhältnissen mit emotionaler Bedürftigkeit und Hilflosigkeit haben Täter bei Frauen leichtes Spiel.
Die Geduld vieler Katholikinnen ist zu Ende!
Es geht um die Glaubens-und Glaubwürdigkeitskrise der Kirche.
Wir brauchen Wutkraft, um in Solidarität aufzuklären. Die Opfer dürfen nicht aus Scham (weiter-)schweigen (müssen). Wir müssen die bisherigen Lippenbekenntnisse der offiziellen Kirche zu Taten bewegen:
Was muss geschehen?
Wichtig ist, den Opfern zu glauben! Sie brauchen unabhängige Anlaufstellen. Es braucht Schutzkonzepte und Kontrollinstanzen; Täter müssen zur Verantwortung gezogen werden! Es muss eine strafrechtliche Verfolgung der Täterinnen und Täter geben sowie eine umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung. Diese beinhaltet nicht ausschließlich Zahlen- und Datenmaterial, sondern auch eine Analyse der systemischen Ursachen.
Mehr Frauen müssen in Leitungsämter ! Es braucht eine geschlechtergerechte Kirche und Öffnung aller Ämter und Positionen für Frauen. Der Katholische Frauenbund Deutschlands (kfd) und die Deutsche Ordensobernkonferenz organisieren sich und fragen die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) an.
Der katholische Frauenbund Deutschlands fordert von der Deutschen Bischofskonferenz konrekt:
- den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche glaubwürdig und umfassend aufzuklären, von der Kirche unabhängige Missbrauchsbeauftragte als Anlaufstelle für Betroffene einzurichten,
- den verantwortungsbewussten und befreienden Umgang mit Körperlichkeit und Sexualität in der Ausbildung zu stärken,
- sich für eine strukturelle Erneuerung der Kirche einzusetzen: Priester sind Diener Gottes und der Menschen und nicht durch ihre Weihe überlegen oder mächtiger.
Klerikal-autoritäre Machtstrukturen haben in unserer Kirche keinen Platz!
Margot Maier, Couragefrau, Holzgerlingen