An der Kundgebung zum Internationalen Frauentag beteiligten sich in Essen auf Einladung des Frauenverbands Courage trotz (oder wegen?) der erschwerten Corona-Bedingungen ca. 150 Frauen und auch Männer.
Der internationale Charakter kam unter anderem in der Beteiligung verschiedener Organisationen von Migrantinnen zum Ausdruck, wie BirKar, der kurdischen Frauenbewegung oder DIDF.
Zu Beginn begrüßten Frauen aus drei Kontinenten die Kundgebungsteilnehmer in allerlei Sprachen.
Courage-Frauen aus verschiedenen Ländern stellten vor, warum sie teilnehmen, was sie fordern, und viele bedankten sich für die Solidarität und Hilfe, welche sie in Courage erfahren.
Eine Rednerin klagte mit bewegenden Worten die brutale Unterdrückung in ihrem Herkunftsland Afghanistan an.
Unterbrochen von bewegenden und kämpferischen Liedern der Frauen- und der Arbeiterbewegung ‒ darunter auch dem Lied der Gruppe „Schmetterlinge“ über die Frauen der Pariser Commune von 1871 ‒, prangerten Frauen aus vielen Organisationen an, dass die Ungleichbehandlung und Unterdrückung bis hin zu offener Gewalt in der Pandemie enorm zugenommen habe, dass im Zuge der Rechtsentwicklung zunehmend versucht werde, erkämpfte Frauenrechte abzubauen und die Frauen wieder auf die private Haushaltsführung festzulegen. Es stehe in direktem Zusammenhang damit, dass sie im Mindest- und Niedriglohnsektor mit einem weit höheren Anteil vertreten seien, als es ihrem Anteil an der Bevölkerung entspreche.
Die Rednerinnen forderten unter anderem eine konsequente Verfolgung und Bestrafung von sexualisierter Gewalt gegen Frauen. Courage Essen stellte dazu ihre Kampagne „Red hat – fight sexism everyday“ vor.
Mehrere Rednerinnen erinnerten daran, dass es die Kommunistin Clara Zetkin war, die vor 110 Jahren den Internationalen Frauentag als Kampftag ins Leben gerufen hat. Die Vertreterin der MLPD gratulierte dem Frauenverband Courage zu dessen 30-jährigen Bestehen und zum erfolgreichen Kampf gegen antikommunistische Versuche von Behörden, den Verband als „linksextremistisch“ abzustempeln und zu unterdrücken. Die MLPD sei stolz darauf, dass sie seine Arbeit tatkräftig unterstütze. Sie zeigte auf, dass für eine wirkliche Gleichberechtigung und die Befreiung der Frau erst im Sozialismus die Grundlagen geschaffen werden.
Eine Rednerin der DIDF, auch Mitglied der Linkspartei, zeigte auf, wie weit man auch in Deutschland trotz aller formaler Gleichstellung noch von einer wirklichen Gleichberechtigung von Mann und Frau entfernt sei.
Die Einheit der Frauenbewegung mit der Arbeiterbewegung war ein wichtiges Anliegen der Kundgebung. Es wurden Solidaritätsresolutionen mit streikenden ArbeiterInnen in der Türkei verabschiedet und mit der ver.di-Gewerkschafterin Kristin Zuber aus Herne.
Die gesammelten Spenden gehen sowohl an die Streikenden in der Türkei, als auch die afrikanischen Frauen in Bremen, die um Geburtsurkunden für ihre Babys kämpfen.
Reden von Courage-Frauen
1. Rede von Anna, einer alleinerziehenden Courage-Frau
2. Rede von Asefa zum „ganz normalen Wahnsinn“ im Corona- Familienalltag
3. Rede einer Physiotherapeutin zu ihrer Erfahrung während der Corona-Pandemie
4. Rede von Nisren zu Kritik und Not wegen Familienzusammenführung
5. Rede von Deepa zu Gewalt und sexualisierter Gewalt in Familien.
6. Poetry Anklage „Nur ein Mädchen“
7. Rede des Ortsvorstands von Courage
Fotos: Courage Essen