„Wie sicher sind unsere Kinder in den Schulen und Kitas vor Corona – was ist zu tun?“ Dazu diskutierten 28 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Podiums- und Diskussionsveranstaltung des Frauenverbandes Courage Gelsenkirchen am 13.10.2020 mit Ärzten, Lehrern, Eltern und Interessierten die aktuelle Corona-Situation.
Einheit bestand, dass die Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen an Schulen inakzeptabel sind und die Probleme damit auf Eltern, Schüler und Lehrer abgewälzt werden.
Zu unseren Kritiken gehört die Desinformation über die Problematik an Schulen. Dass Kinder keine Risikogruppe seien, ist längst widerlegt
so Carmen Dachner vom Ortsvorstand Courage.
„Forschungen aus Indien, Oxford und Wien rücken dramatisch die Frage der Kinder in ein anderes Licht. Die Frankfurter Rundschau veröffentlichte am 13.10.2020 alarmierende Ergebnisse, dass Kinder offenbar auch zu den „Superspreadern“ von Corona, also Infektionsträgern Nr.1 gehören.“
Initiative für ein Sofortprogrammergriffen
Es wurden eingehend Schritte beraten und Initiative für ein Sofortprogramm ergriffen, das einstimmig beschlossen wurde mit einer Enthaltung.
Anwesende Vertreter von AUF Gelsenkirchen brachten sich aktiv in die Diskussion ein.
„In den letzten Wochen und Monaten haben wir uns von AUF Gelsenkirchen immer wieder begründet und dezidiert gegen vorschnelle Lockerungen in NRW gewandt“ so Jan Specht, Stadtverordneter von AUF Gelsenkirchen.
„Doch das wurde weder ernst genommen noch publiziert – die Probleme, vor denen wir gewarnt haben, sind jetzt eingetreten. Inzwischen ist ganz NRW zum Hotspot geworden! Es ist für uns selbstverständlich ein konsequentes Sofortprogramm zu unterstützen.“
Mit dem Sofortprogramm wird mehr Transparenz über die Corona-Ausbreitung an Schulen und Kitas gefordert, kostenlose Corona-Tests müssen ausgeweitet werden. Mit der Ausstattung der Schulen und Kitas mit hocheffektiven Luftreinigern als eine der wichtigsten Maßnahmen soll noch in den Herbstferien begonnen werden. Wir fordern die Halbierung der Klassen mit (täglich reduzierten) Präsenzunterricht im Schichtsystem, mehr Personal im Gesundheitsamt, die strikte Einhaltung von Hygienekonzepten und die Wieder-Eröffnung des Testzentrums u.a..
Sofortprogramm des Frauenverbands Courage Gelsenkirchen
und AUF Gelsenkirchen zum besseren Schutz von Kindern
und Jugendlichen vor Corona an Schulen und Kitas
Wir fordern:
- Exakte Erfassung und transparente Veröffentlichung aller Corona-Infektionen an Schulen und Kindergärten durch die Stadt – statt Herunterspielen der Problematik!
- Kostenlose Corona-Tests aller Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler am ersten Schultag nach den Herbstferien und nach zehn Tagen, danach in regelmäßigen Abständen. Einsatz der Schnelltests sowie kostenlose Tests von Beschäftigten in Kitas!
- Kostenlose Ausgabe von Masken für alle!
- Durchsetzung einer qualitativ deutlich verbesserten Hygienesituation an den Schulen (Warmwasser an allen Waschbecken, Toiletten-Situation). Einstellung von mehr Reinigungskräften!
- Beginnend mit den Herbstferien müssen alle Klassenzimmer sowie die Lehrerzimmer mit Luftreinigungsgeräten ausgestattet werden. Dafür könnten die 440.000 Euro verwendet werden, die die Stadt bis jetzt an Bußgeldern für Verstöße gegen Corona-Regeln eingenommen hat. Nutzung der Gelder aus dem Etat der Familienzentren im Kita-Bereich für die Anschaffung von Luftreinigern in Kitas, um die Betreuung der Kinder und Bildungsangebote für Familien und Kinder sicher durchführen zu können!
- Halbierung der Klassen mit (täglich reduziertem) Präsenzunterricht im Schichtsystem. Dazu könnten alle Lehramts- und Sozialpädagogik-Studierenden mit entsprechender Vergütung herangezogen und mit den Lehrer*innen in Teams arbeiten.
- Umgehend unbürokratische Ausstattung der Schüler*innen mit Tablets oder Laptops. Umgehende Einrichtung und Ausgabe der 10.000 Geräte, die die Stadt im Rahmen eines Bundesprogramms erhält!
- Gründliche Ausbildung der Lehrenden für den digitalen Unterricht!
- Wir brauchen sichere Schulwege: deutliche Erhöhung der Schulbusse und strikte Einhaltung der maximalen Fahrgastzahl!
- Die Stadt muss die notwendigen Räume für die Arbeit der Klassen in kleinen Gruppen unbürokratisch zur Verfügung stellen – in öffentlichen Gebäuden und anderen geeigneten Einrichtungen. Auch für Freizeitaktivitäten von Kindergruppen/organisationen werden Räumlichkeiten gebraucht, damit diese entsprechend der Hygieneregeln stattfinden können!
- Erziehung von Kindern und Jugendlichen zur Rücksichtnahme. Förderung ihres Gesundheits- und Verantwortungsbewusstseins!
- Bei angeordneter Quarantäne für Kinder müssen die Eltern die Möglichkeit haben, einen Kinderkrankenschein zu nehmen. Dazu muss das Entschädigungsgesetz §56 „Infektionsschutzgesetz“ entsprechend erweitert werden!
- Besondere Unterstützung für Alleinerziehende!
- Die Gesundheitsämter müssen sofort aufgestockt, schnelle und umfangreiche Testkapazitäten an den Schulen aufgebaut werden – ohne den Einsatz der Bundeswehr! Hier könnten Studierende eingesetzt werden, die zumeist ihre Nebenjobs verloren haben.
- Das voreilig geschlossene Testzentrum muss wieder eröffnet werden, um zumindest die rund 5.500 Lehrerinnen und Lehrer testen zu können!
- Uns ist bewusst, dass diese Forderungen erkämpft werden müssen. Dazu verstärken wir die gegenseitige Solidarität von Eltern, Kindern, Jugendlichen Lehrerinnen und Lehrern, sowie Erzieherinnen!
Foto: Frauenverband Courage Gelsenkirchen