Aktive Rolle der Frauen bei den März-Kämpfen 1920 zur Verhinderung des faschistischen Kapp-Putsches

 

 

 

Redebeitrag des Frauenverbands Courage zur Gedenkfeier „100 Jahre Märzkämpfe“
auf dem Remberg-Friedhof in Hagen am 14. März 2020

Ich möchte für den Frauenverband Courage in Hagen ein paar Worte zum Gedenken an die Märzkämpfe vor 100 Jahren sagen.

Wir finden dieses Denkmal, an dem wir hier stehen, bemerkenswert. Es zeigt eine aufrechte Frau und ein Schutz suchendes Kind. So erinnert es uns daran, dass die aktive Rolle von Frauen und Familien mit dazu beigetragen hat, dass die Kapp/Lüttwitz-Putschisten gestürzt werden konnten.

Frauen brachten ihre besonderen Fähigkeiten in den Kampf ein

Frauen traten in großer Zahl heraus aus ihrem häuslichen Wirkungskreis und brachten ihre besonderen Fähigkeiten in den Kampf ein. Als Sanitäterinnen waren sie den kämpfenden Kompanien angeschlossen. In den Tagen des Generalstreiks und der militärischen Kämpfe organisierten sie vielerorts die medizinische Versorgung und Verpflegung. Vieles im öffentlichen Leben kam ja schlagartig zum Stillstand.

Unermüdlich und selbstlos versorgten sie die Verwundeten, durchaus auch die Verwundeten der reaktionären, konterrevolutionären Freikorps und Reichsarmee. In deren Reihen waren auch sog. einfache Menschen, die der reaktionären Hetze von der angeblich bedrohlichen bolschewistischen Gefahr auf den Leim gingen. Diese Hetze sollte die Anziehungskraft der jungen sozialistischen Sowjetunion und der gerade gegründeten KPD untergraben. Viele Frauen trugen mit ihrem Einsatz und praktischen Beispiel dazu bei, Soldaten der Freikorps und der Reichswehr aus dem reaktionären und faschistischen Einfluss zu lösen und die Einheit der Arbeiter- und Massenbewegung voran zu bringen.

Frauen auch aktiv in den Ausschüssen


Viele Frauen waren auch Aktivposten in den vielerorts entstehenden Aktionsauschüssen, Einheitskomitees und Volksausschüssen zur Unterstützung des militärischen Kampfs und Organisierung des täglichen Lebens, auch zur Verpflegung der Kampftruppen der Roten Ruhrarmee.


Bemerkenswert ist hier, dass in diesen Ausschüssen Kommunisten, Sozialdemokraten, Mitglieder der USPD, Parteilose, Frauen und Männer unterschiedlicher religiöser Überzeugungen und aus unterschiedlichen Schichten zusammen arbeiteten.

Gemeinsamer Kampf gegen den konterrevolutionären Terror

Diese Einheit war nicht selbstverständlich. Denn die rechte SPD-Führung hatte sich im 1. Weltkrieg mit einer Burgfriedenspolitik auf die Seite des deutschen Imperialismus geschlagen und in der Novemberrevolution die Arbeiterbewegung verraten. Und die reaktionären, faschistischen Kräfte hetzten gegen die Kommunisten und verteufelten sie. Aber an der Basis, im Alltag der Menschen, auf der Arbeit und besonders in den Arbeiterwohngebieten wuchs der gemeinsame Wille, dem konterrevolutionären Terror entgegen zu treten und ihm eine Niederlage beizubringen.

Heute erleben wir ein zunehmend dreistes Auftreten faschistischer Kräfte. Nicht nur kämpferische Frauen und Revolutionärinnen erhalten Morddrohungen und sind Mordversuchen ausgesetzt. Diesen Kräften muss das Handwerk gelegt werden.

Die Anfänge, denen wir wehren müssen, haben schon begonnen.

Und wir erleben auch eine zunehmende antikommunistische Hetze. So wird unser Frauenverband vom Inlandsgeheimdienst Verfassungsschutz als Anhängsel der MLPD verteufelt. Sie versuchen damit, uns unsere Gemeinnützigkeit abzuerkennen, uns unter Druck zu setzen und Frauen von der Organisierung in unserem Verband abzuhalten. Wir sind gerade stolz darauf, dass unsere Mitgliedsfrauen aus dem breiten überparteilichen Spektrum von Religion bis Revolution kommen. In der heutigen Frauenbewegung gibt es recht unterschiedliche Vorstellungen und Ziele. Wenn diese Differenzen mit antikommunistischer Ausgrenzung behandelt werden, führt das zur Spaltung.

Uns sind gerade die Frauen der Märzkämpfe in ihrem überparteilichen Zusammenschluss ein wichtiges Vorbild.

 

Wir verneigen uns vor unseren Vorkämpferinnen, die auch angesichts militärischer Bedrohung standhaft ihre „Frau“ standen. Als der Rückzug der Roten Ruhrarmee notwendig wurde, wurden allein bei Hamm viele Sanitäterinnen zusammen mit 150 Arbeitern von konterrevolutionären Einheiten erschossen.

„Den Tapferen, die das Leben hingaben im Kampf für die Freiheit“

steht auf diesem Denkmal. Zu den Tapferen gehören auch die tapferen Frauen. Ihr Opfer, ihr Einsatz sind uns Vermächtnis und Verpflichtung, ihr Werk heute fortzusetzen.