2. Theoretischen Seminar der Weltfrauen – Abschlusserklärung

Abschlusserklärung des 2. Theoretischen Seminars in Kathmandu, Nepal – 26.-29.11.25

Wege und Strategien zur Befreiung der Frau – Wie besiegen wir den Imperialismus?!

Unter diesem Motto fand das 2. internationale Theoretische Seminar vom 27.-29.11.25 in Kathmandu, Nepal mit großem Erfolg statt.

Die 3. Weltfrauenkonferenz in Tunis 2022 bekräftigte: Es ist höchste Zeit, dass wir unsere Rolle im Kampf gegen den Imperialismus und für eine wirkliche Befreiung der Frau tief gehend verstehen und übernehmen.

Frauen aus aller Welt haben auf dem 2. Theoretischen Seminar diesen Auftrag mit großer Entschlossenheit und Ernsthaftigkeit angenommen. Frauen aus Afrika, Südamerika, dem Mittleren und Nahen Osten, aus Asien und Europa, haben ihre wertvollen Erfahrungen im Kampf um die Befreiung der Frau theoretisch verarbeitet, mit uns allen geteilt und Schlussfolgerungen gezogen.

Das Theoretische Seminar wurde vom nepalesischen Vorbereitungskomitee mit Enthusiasmus und großer Einsatzbereitschaft umsichtig vorbereitet. Denn einige Monate vorher war eine instabile Lage in Nepal entstanden. Berechtigte Jugendproteste waren von reaktionären, imperialistischen und monarchistischen Kräfte missbraucht worden. Dank der wohl überlegten Arbeit des Vorbereitungskomitees konnten Zweifel überwunden werden, ob das Seminar in Nepal stattfinden könnte. Das Komitee bestand aus sechs verschiedenen Frauenorganisationen, die trotz bestehender Differenzen, den guten Verlauf und Erfolg des Seminars ins Zentrum ihrer Zusammenarbeit stellten. Sie organisierten über 200 Teilnehmerinnen aus 150 Distrikten Nepals. Ein Vorbild für die heute so notwendige Bündnisarbeit.

Das Seminar hat einen wichtigen Beitrag zur Vertiefung des gegenseitigen Verständnisses unter den Frauen auf internationaler Ebene geleistet.

Das 2. Theoretische Seminar traf den Nerv der Zeit:
325 Frauen aus 28 Ländern von vier Kontinenten reisten an. Die Teilnehmerinnen des Seminars waren Basis-Vertreterinnen aus Frauen-, Arbeiter-, Jugend-, Gewerkschafts-, Studenten-, Umwelt- und Friedensbewegung, Parteien, und überparteilichen Selbstorganisationen.

Das Seminar erreichten Grüße aus den USA, Australien, Afghanistan, Rojava, der Türkei, Ägypten, von einer Umweltdelegation auf der COP30 in Brasilien und von nepalesischen und europäischen Parteien.

Mit einer Pressekonferenz der Koordinatorinnen und einer internationalen Aktion zum Tag gegen Gewalt an Frauen wurde es vor Ort beworben und kulturvoll bekannt gemacht.

Das Theoretische Seminar fand unter sehr guten Bedingungen in einer sehr schönen Atmosphäre statt. Es wurde vervollständigt durch zwei kulturelle Highlights: einem „Gaza soll leben“ Solidaritätsabend mit Theater, Tanz und Poems. Und einem „Festival der Kulturen“.

Das Bedürfnis nach theoretischem Austausch, Klarheit und Entwicklung von Aktionsplänen und Strategien war immens – einige Frauen reisten 3 Tage mit dem Flugzeug, 48 Stunden mit dem Zug oder legten weite Wege im Land zu Fuß zurück.
Partnerschaften von Frauenorganisationen in Europa sammelten Spenden für die Reisen der internationalen Teilnehmerinnen.

Selbst Ausreiseverbote und Visabehinderungen für Palästina, Türkei und Syrien konnten nur die persönliche Anwesenheit unserer Nah-Ost-Koordinatorinnen verhindern – nicht aber ihre inhaltliche Teilnahme. Gewählte Vertreterinnen traten an ihre Stelle und übernahmen ihre Rolle.

Internationale, ehrenamtliche Brigadistinnen und Brigadisten ermöglichten mit unterschiedlichen Aufgaben unseren Meinungsaustausch. Allen voran die Übersetzerinnen und Übersetzer.

15 Impulsreferate für drei Themenblöcke waren im Vorfeld erarbeitet und eingereicht worden. Sie boten die Grundlage für tiefgründige und differenzierte Debatten. Um in unseren praktischen Kämpfen erfolgreich zu sein, braucht es theoretische Arbeit. Wie wir unsere Berufe erlernen, so müssen wir lernen, theoretisch zu arbeiten. Junge Teilnehmerinnen bekräftigten die Notwendigkeit die Bewegung der Young World Women aufleben zu lassen.

Es waren begeisternde Tage in Nepal, die zeigten, die Weltfrauenbewegung der Basisfrauen ist gewachsen und hat eine neue Qualität erreicht: Wir sind enger verbunden, wir diskutierten respektvoll und auf Augenhöhe, auch strittige Themen. Wir schärften das Bewusstsein über die weltweit immer extremer werdenden Lebensumstände und für den Kampf um ein menschenwürdiges Leben. „Keine von uns steht allein!“

Die seit 2011 bestehenden Prinzipien der überparteilichen Weltfrauenbewegung der Basisfrauen müssen verteidigt werden – nur so ist die Bewegung für alle Frauen offen – von Religion bis Revolution! Eine einseitige Einengung auf revolutionäre Frauen steht dem entgegen.

Einigkeit herrschte darüber, dass der Kapitalismus und Imperialismus ein Krebsgeschwür ist das die natürlichen Ressourcen, die Umwelt und die ganze Menschheit zerstört, wenn es nicht aufgehalten wird!

Einigkeit herrschte darüber, dass der Kapitalismus und Imperialismus ein Krebsgeschwür ist das die natürlichen Ressourcen, die Umwelt und die ganze Menschheit zerstört, wenn es nicht aufgehalten wird! Unsere afrikanischen Freundinnen nennen ihn barbarisch! Im Sudan findet eine humanitäre Katastrophe statt, deren Wurzeln in imperialistischer Ausbeutung und Ressourcenplünderung liegt, die Westsahara soll nach Plänen der UNO unter marokkanische Herrschaft gestellt werden. Der Imperialismus führt Kriege um die Kontrolle über Ressourcen im Bergbau ob im Kongo oder in der Ukraine. In Gaza erlebt die Welt das brutale Gesicht des Imperialismus mit einem Völkermord und Siedlerkolonialismus. Die Teilnehmerinnen bekräftigen, dass der ökologische Kampf untrennbar mit dem Kampf für die Befreiung der Frau und dem antikapitalistischen Kampf verbunden ist. Frauen der Himalaya Region, Indigene aus den Anden klagen über fortschreitende Zerstörung ihres Lebensraumes durch die globale Umweltkatastophe. Der sogenannte „grüne Kapitalismus” ist keine Lösung, sondern ein reformistischer Betrug des Green washings.

Der moderne Faschismus ist eine neue Form des Faschismus.

Ideologisch und politisch nehmen weltweite faschistische Entwicklungen zu:
in einer erschreckenden Zunahme und Brutalität von Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Sie werden mehr und mehr in die häusliche Sphäre verbannt.

Der moderne Faschismus ist eine neue Form des Faschismus. Er propagiert z. B. das „natürliche Recht auf Mutter und Hausfrau“ sein. Diese „Tradwifes“ Bewegung steht für ein Rollback in der Frauenbewegung, für ein erzreaktionäres Frauen- und Familienbild mit dem Ehemann als Ernährer. Unsere Bewegung muss der Bewusstseinsbildung mehr Bedeutung beimessen. Mit der kleinbürgerlich-faschistischen Denkweise versucht er unsere Köpfe zu erobern. Eine Teilnehmerin warnte aus Erfahrung: „Die Veränderungen blieben in unseren Köpfen stecken“. Über subtile Formen wirkt der Faschismus in die Arbeiter- und Frauenbewegung.

Solidarisch und kontrovers diskutiert wurde die Rolle von Patriarchat und Kapitalismus/Imperialismus. Ist das Patriarchat als das älteste und wichtigste Unterdrückungssystem anzusehen, auch heute noch? Oder ist der Kapitalismus die Ursache, der mit patriarchalen Strukturen und Denkvorstellungen handelt. Trotz unterschiedlicher Einschätzungen waren wir uns einig, dass wir als Frauen unsere Kämpfe gemeinsam gegen Patriarchat, Kapitalismus und Imperialismus führen müssen.

Wir brauchen einen Aktionsplan:

  • Zur Intensivierung der ideologisch-politische Bildungsarbeit
    um Bewusstsein zu schaffen und geduldige Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit zu leisten
  • Jede Arbeit muss die Perspektive stärken
  • zur Überwindung der Zersplitterung der Frauenbewegung,
  • wir wenden uns an die Masse der Frauen, Mädchen und Arbeiterinnen
  • zur konsequenten Fortführung der politisch-ideologische Bildung in Selbstorganisationen
  • wir wenden uns an die Jugend, Arbeiterinnen und Studierenden als wichtige Kraft
  • zum weiteren Aufbau einer internationalen antifaschistischen, antikapitalistischen und antiimperialistischen Front

Wir brauchen:

  • internationale Kampagnen gegen: Frauenmorde, Kriege, Faschismus, Menschenhandel, ökologische Zerstörung (Ökozid)
  • gemeinsame Resolutionen (Kriege, Völkermord, Frauenrechte, Ökologie)
  • koordinierte transnationale Solidaritätsaktionen

Wir bekräftigen, dass:

  • die Befreiung der Frauen eine tiefgreifende Transformation der Gesellschaft erfordert;
  • der Kampf für die Frauenbefreiung international, organisiert, politisch, antikapitalistisch und verknüpft mit der Klasse der Arbeiterinnen und Arbeiter sein muss.

Wir richten einen gemeinsamen Appell an die Masse der Frauen weltweit:

Organisieren wir uns, vereinen wir uns im gemeinsamen Kampf für eine Gesellschaft, frei von Unterdrückung und Ausbeutung!
Nehmen wir die Herausforderung der Zeit an, gehen wir vorwärts als eine gesellschaftsverändernde Kraft!

Die Teilnehmerinnen des 2. Theoretischen Seminars der Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen.

Kathmandu, 29.11.2025