9 Tage „Time with Joly „

Unsere schönste, lehrreichste und nachhaltigste Erfahrung mit internationalen Partnerschaften haben wir mit der Gewerkschaft der Näherinnen in Bangladesch gemacht.
Wir sammelten Spenden für eine neue Organizerin der Näherinnen und für die Reisekosten ihrer Vorsitzenden Joly Talukder zur Weltfrauenkonferenz in Nepal.

Joly wurde eine sehr geliebte und enge Freundin unserer Gruppe.

Joly wurde eine sehr geliebte und enge Freundin unserer Gruppe. Sie ist auch Asien-Koordinatorin der Weltfrauenkonferenz.

Sie war mehrmals Gast bei Courage Essen, wohnte bei uns, lebte mit unseren Familien, besuchte mit uns andere Courage-Gruppen in NRW. Wir haben gemeinsam gelacht, geweint und wurden enge Schwestern der internationalen Solidarität.

2014 war sie 9 Tage am Stück hier. Gemeinsam haben wir ein Programm gemacht, das kaum eine Lücke ließ. Joly wollte die Zeit intensivst nutzen – wir auch.

Insgesamt hatte Joly mit ungefähr 200 Menschen im Ruhrgebiet gesprochen.

  • Los gings mit einer offiziellen Begrüßungsfeier, wo sie uns über die aktuelle Situation der Textilarbeiterinnen und ihrer Familien nach dem fürchterlichen Brand ihrer Fabrik mit 1130 Toten und 1650 Verletzten die Augen öffnete. Die ca 60 Gäste beschlossen, die Verantwortlichen hier in Deutschland zur Rechenschaft und Entschädigung zu verpflichten und Spenden zur Unterstützung der Familien zu sammeln.
  • Dann offizieller Empfang bei der Gleichstellungsstelle der Stadt Essen
  • Dann ein intensives Interview mit dem WDR-Fernsehen und Artikel in verschiedenen Medien
  • Joly sprach beim weltweiten Anti-Fracking-Tag, der Montagsdemo in Essen und beim verdi- Frauenrat in Duisburg.
  • Wir entspannten uns zusammen beim Kulturfest „30 Jahre Ruhrchor“ in Gelsenkirchen.
  • Sie nahm am Englisch-Auffrischkurs, am Internationalen Frauencafé und dem Gruppentreffen in unserem Couragezentrum teil.
  • Heiße Diskussion gab es bei der Aktion vor Primark in der Essener City, v.a. um die Frage, ob wir Primark und Co boykottieren sollten? „Nein“, sagt Joly, „wir brauchen unsere Arbeit und wir brauchen Solidarität beim Aufbau unserer Gewerkschaft, für Organizerinnen usw. Ihr hier solltet Primark und Co auch in Deutschland unter Druck setzen, für Schutz und mehr Lohn der Arbeiterinnen …
  • Im Alice- Salomon- Berufskolleg in Bochum war Courage Essen schon öfter eingeladen, nun mit Joly. Sie sprach in 2 Unterrichtseinheiten mit 100 Jugendlichen aus aller Welt. Sie hatten in ihren Klassen eine Präsentation gemacht zum Thema: Wo kommt unsere Kleidung her? Doch sie hatten auch sehr persönliche Fragen an Joly als Organizerin ihrer Gewerkschaft, die so eng mit den Arbeiterinnen verbunden ist: Wie geht es ihr selbst damit? Wie lebt sie, ihre Familie, Freunde und warum macht sie das? Joly antwortete einfühlsam, offen und lehrreich für die Jugendlichen. Sie dankten mit einer spontanen Spendensammlung, fast 50 Euro für die Textilarbeiterinnen.
  • Zum Abschied machten wir ein tolles „Dinner for Joly“ mit Internationalen Essen, von unseren Courage-Frauen gekocht. Fast 70 Gäste, intensive Diskussionen – und natürlich zählten wir das Spendengeld dieser 9 Tage: 1.500 Euro!!!

Joly sagte am nach dem Besuch in der Schule nachdenklich:

„Das waren Tage nicht nur der Solidarität mit unserem Land und den Textilarbeiterinnen, sondern auch Tage, die für die kämpferische Frauenbewegung in Essen, für Courage Essen wichtig waren. Die Vernetzung unter den Frauen, mit Organisationen und Medien ist ein tolles Ergebnis!“

Wie Nachhaltig so eine internationale Partnerschaft sein kann, zeigte sich gestern bei unserer Spendenaktion für die Frauen und Kinder in Afghanistan mit Massagen und internationalem Fingerfood. Wir hatten einen Bilderbogen vom Joly-Besuch dabei und die Flyer für die Weltfrauenkonferenz. Vor allem die jungen Frauen interessierte das alles sehr. Und das Ergebnis der Spendensammlung war entsprechend hoch: 250,17 Euro!


Bericht und Fotos: Courage Essen