11. Jahrestag der Rana-Plaza-Katostrophe in Bangladesch – Vorschlag für eine gemeinsame Solidaritätsaktion am 1. Juni

Vor 11 Jahren, am 24. April 2013, stürzte das marode Textilfabrikgebäude Rana Plaza in Dhaka/Bangladesch ein. 1138 Menschen kamen ums Leben und mehr als 2400 Arbeiterinnen und Arbeiter wurden zum Teil schwer verletzt.
Am Vortag hatten tiefe Mauerrisse die Beschäftigten der Fabriken in Angst versetzt. Trotz der Gefahr wurden sie unter Druck gesetzt und gezwungen am nächsten Tag zur Arbeit zu kommen, um die engen Liefertermine der Auftraggeber einzuhalten. Unter anderen ließen hier rund 30 europäische Modefirmen wie C & A, Kik, Primark oder Mango Kleidung für den Export produzieren.
Der Besitzer des Gebäudes sitzt in Haft und ist des Mordes angeklagt. Die größten Profiteure werden nicht belangt. Einige von ihnen sind Abkommen zur Verbesserung der Sicherheit in den Fabriken beigetreten, einige zahlen in einen Fonds der deutschen und niederländischen Regierung ein, die damit kleine Entschädigungen und Reha-Maßnahmen für die Opfer zahlen – Trostpflaster, die zudem an der verschärften Ausbeutung und der Unterdrückung der Kämpfe dagegen nichts ändern.

Wir dokumentieren dazu eine Pressemitteilung des ver.di-Bezirksfrauenrat Duisburg-Niederrhein zum 11. Jahrestag der Katastrophe und begrüßen den Vorschlag für eine Solidaritätsaktion, die die Ver.di-Frauen gemeinsam mit der Textilarbeitergewerkschaft (GWTUC) vereinbart haben. Sie soll zeitgleich am 1. Juni in Deutschland und Bangladesch stattfinden.

11. Jahrestag der Rana Plaza Katastrophe in Bangladesch
Presseerklärung des ver.di-Bezirksfrauenrats Duisburg-Niederrhein

Die Verletzten und Hinterbliebenen des Rana-Plaza-Einsturzes am 24.04.2013 vor 11 Jahren in Bangladesch sind bis heute nicht angemessen entschädigt worden, können aufgrund der Verletzungen nicht mehr arbeiten und Gewerkschaftsaktivistinnen landeten aufgrund ihrer Forderungen nach Entschädigungen auf Schwarzen Listen.

Wir als ver.di-Frauen unterhalten seit 2014 solidarische und freundschaftliche Kontakte zu unseren Kolleginnen in der Textilindustrie.
Mit unserem Projekt „Joly“ sammelten und sammeln wir Spenden für viele Jahresgehälter freigestellter Gewerkschaftsorganizerinnen. Es entwickelte sich eine gute Zusammenarbeit und gegenseitiger Informationsaustausch.

Das deutsche Lieferkettengesetz, gültig ab Januar 2023, ist aus unserer Sicht stark verbesserungswürdig.

Die Löhne der meisten Arbeitskräfte im Textilsektor sind bis heute so niedrig, dass sie nur für Lebensumstände in slumähnlichen Vierteln reichen. Das ist die Realität des viel diskutierten und hundertfach abgeschwächten Lieferkettengesetz der EU.

Das deutsche Lieferkettengesetz, gültig ab Januar 2023, ist aus unserer Sicht stark verbesserungswürdig. Sowohl die Beschäftigungsbedingungen der Arbeitnehmerin-nen als auch Umweltstandards wurden nur marginal berücksichtigt.
Auch wurde durch dieses Gesetz keine Möglichkeit geschaffen, dass die von diesen Arbeitsverhältnissen betroffenen Arbeitnehmerinnen Schadensersatzleistungen wegen Verletzungen der Sorgfaltspflichten durch ein Unternehmen erlangen könnten.

Im November 2023 gab es in den Bezirken Bangladeschs an den Standorten der Textilfabriken erbitterte Streiks und Straßenblockaden. Sie kämpften für die Erhöhung des Mindestlohnes von 10.400 Taka (88,71€) auf 25.000 (213,43€) Taka. Trotz brutaler Gewalt und Unterdrückung der Streiks bekam die Regierung die Situation nicht in den Griff. Es gab vier Tote, drei wurden erschossen (darunter eine Arbeiterin) und einer in einer bestreikten Fabrik verbrannte. Die Streiks gingen trotzdem weiter.

Unsere Hochachtung wollen wir anlässlich des 11 Jahrestages zum Ausdruck bringen. In den anstehenden Europa-Wahlen setzen wir die notwendige internationale Solidarität auf unseren Aktionsplan.

Gemeinsam mit der Textilarbeitergewerkschaft (GWTUC), deren Vorsitzende Joly Talukder ist, haben wir eine Solidaritätsaktion vereinbart. Sie soll zeitgleich am 1. Juni in Deutschland und Bangladesch stattfinden.

Wir werden in Duisburg sichtbar sein und auf die Problematik unserer Kolleginnen in Bangladesch aufmerksam machen.

Für Fragen und Anregungen steht zur Verfügung: Nina Dusper, Mobil: 0179/5121905

 


Spenden für das Projekt Joly

Spendenkonto WFK
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Stichwort: Projekt Joly