In zahlreichen Städten wurden trotz der Einschränkungen der Corona-Pandemie vielfältige Aktionen auf der Straße statt organisiert – von kämpferischen Spaziergängen, Fahrrad- und Autokorsos – über Kundgebungen, wenn auch mit beschränkter Teilnehmerzahl – bis hin zu spontanen Demonstrationen von einem Kundgebungsort zum nächsten wie in Leipzig oder mit einer gerichtlich erstrittenen Demonstration wie in München.
(Rednerin in Hagen)
Auch wir Courage-Frauen ließen es uns nicht nehmen auf der Straße unsere Stimme zu erheben selbstbewusst, couragiert und kämpferisch – mit Abstand und Mund-Nasen-Bedeckung, mit Plakaten, Schildern, Fahnen, Aktionskörben- oder Fahrrädern und mit Redebeiträgen.
In Tübingen ging die Initative für eine Kundgebung von der dortigen Couragegruppe aus.
Nach einem Autokorso fand in Frankfurt fand nachmittags am Mainufer eine lebendige, kämpferische gemeinsam vom Internationalistischen Bündnis organsierte Kundgebung lebhaftes Interesse bei SpaziergängerInnen, FahrradfahrerInnen, JoggerInnen.
Dort erklärte eine Vertreterin von Courage in ihrer Rede:
„Es gab auch bei uns im Verband eine Auseinandersetzung darum, ob es nicht verantwortungslos sei die Straße zu gehen.
Aber wer ist verantwortungslos? Wir nehmen die Corona-Pandemie durchaus ernst. Die Herrschenden dagegen haben das sehenden Auges nicht getan. Sie waren seit fast 10 Jahren vor einer solchen Pandemie vorgewarnt. Und haben trotzdem keine Vorsorge getroffen – zu teuer!
In Läden, Parks und Betrieben – soll Abstand halten möglich sein. Und bei Demonstrationen sollen wir dazu nicht in der Lage sein? Das ist lächerlich.“
Ja, wir sind „systemrelevant“ – unsere Arbeit ist unverzichtbar – ob in der Produktion, im Gesundheitswesen, bei Erziehung und Bildung, im Handel, im Transportwesen, in der Familie.
… Das wissen wir schon lange. Jahrelang kämpfen Erzieherinnen, Krankenschwestern, PflegerInnen, … für höhere Löhne, bessere Personalschlüssel, kleinere Gruppen und Klassen. Und nun, nachdem das offizielle Dankesagen vorbei ist, bekommen Krankenschwestern und Pfleger, die besonderer Gefährdung ausgesetzt sind, längere Arbeitszeiten aufgebrummt und sollen mit einer mikrigen Einmalzahlung abgespeist werden. Die Familien und besonders die Frauen dürfen die Lasten der Schul- und Kitaschließungen, der Schließung der Werkstätten und Tageeinrichtungen für behinderte Menschen tragen. Beengte Wohnverhältnisse, Einsamkeit, Existenzängste – viele Menschen – Alleinerziehende und Eltern jüngerer Kinder sind am Limit! Ohne Solidarität untereinander würde gar nichts mehr laufen! Was gebraucht wird ist Entlastung für die Familien, kürzere Arbeitszeiten und voller Lohnausgleich.
Ja wir sind „systemrelevant“ – aber diesem am Profit ausgerichteten Gesellschaftssystem sind wir als Menschen nichts wert.
Unserer Stimme müssen wir schon selber Gehör verschaffen, ob im Streik oder auf der Straße. Dieses Recht lassen wir uns nicht nehmen! „
Der Beitrag einer Beschäftigten des Universitätsklinikums Essen wurde zu einem Höhepunkt der Kundgebung in Mülheim/ruhr. Couragefrauen trugen ein Gedicht zum 1. Mai unter Corona-Bedingungen vor.
In ihren Beiträgen stellten Courage-Frauen der Unfähigkeit der Regierung, die Monate brauchte um dann sage- und schreibe 47 Kinder aus den Flüchtlingslagern nach Deutschland zu holen, die grenzüberschreitende Solidarität der einfachen Leute gegenüber.
So schreiben die Heilbronner Frauen:
„Der Frauenverband Courage berichtete am offenen Mikrofon über die erfolgreiche Sammelaktion für das Camp Moria/Lesbos. Über 50.000 Euro für Trinkwasser , Hygienemaßnahmen u.a. wurden gespendet, 10 Paletten Stoffe, Nähzubehör, über 80 Nähmaschinen u.a. sind nach Lesbos unterwegs. „Ich habe keine Angst, dass es zuviel wird. Die Frauen im Lager wissen, was sie damit anfangen können … Afrikanische Flüchtlingsfrauen wollen so eine Art Werkstatt einrichten und die junge Mädchen einbeziehen.“ Diese Nachricht aus Lesbos beflügelte den Einsatz, zu dem auch Heilbronn maßgeblich betrug. Zum Schutz der Menschen ist die sofortige Evakuierung der Lager erforderlich! Dazu forderte der Frauenverband zur Unterzeichnung der Petition Hotspots auflösen, „Flüchtlinge retten“ bei Change.org auf und verriet sein Geheimrezept:
Organisiert versetzen wir Berge!
und die Frauen aus Herne konnten in ihrer Rede stolz berichten:
„Auch in Herne wurden schon über 600 Euro gespendet und Kartons mit Stoff usw. mitgeschickt.
Wir fordern auch die Evakuierung der überfüllten Flüchtlingslager und die Organisierung eines wirksamen Schutzes.
Wir unterstützen den internationalen Aufruf und das Forderungsprogramm der internationalen kämpferischen Frauenbewegung an die Regierungen der Welt zur Corona Pandemie: wir fordern Schutz – keinen Notstand – sondern eine befreite Welt!“
Mit tollen Ideen wurde für Courage geworben, wie in Heilbronn mit einem voll ausgerüsteten Aktionsfahrrad
oder mit schön hergerichteten Materialkörben wie in Hagen.
und „dem Maiaufruf, der das Mitmachen – mit Maikäfer kreativ verpackt– versüßte“
Diese 1. Mai war eine besondere Herausforderung und immer deutlicher wird:
Ob Arbeiterbewegung oder Frauenbewegung – wir tragen Verantwortung dafür, wohin sich die Gesellschaft entwickeln soll. Wir müssen heute mehr denn je, unseren Blick weiten und über gesellschaftliche Alternativen zu diesem Profitsystem streiten – ohne antikommunistische Scheuklappen und uns organisieren.
Arbeiterbewegung und Frauenbewegung, Jugend- und Umweltbewegung – Hand in Hand – international verbunden –
für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung, Unterdrückung, Krieg und Umweltzerstörung.
Für eine lebenswerte Zukunft!