Aktion in Wuppertal gegen §218: „Gut, dass ihr hier seid und mit den Frauen sprecht!“

Vielfältige Zustimmung oder ein ‘Danke‘ gab es für unsere Aktion am 28.9.21 gegen §218 mitten in Wuppertal. Der Platz war gut frequentiert vor allem von jüngeren Frauen mit und ohne Kinder.

Mit sechs Courage-Frauen, einem Transparent, Infotisch und aktuellen Flyern machten wir aufmerksam, dass der §218 schon seit 150 Jahren im Strafgesetzbuch steht. Damit werden Frauen bevormundet und kriminalisiert – als Teil der besonderen Unterdrückung der Frauen und staatlicher Geburtenkontrolle. Das verwunderte vor allem junge Frauen, weil sie dachten, Schwangerschaftsabbruch sei in Deutschland problemlos möglich. Möglich ist er bis zur 12. Woche, aber nur nach einer (Zwangs-)Beratung, die aber gesetzlich vorgeschrieben zum Austragen der Schwangerschaft raten muss.

Unser Frauenverband Courage spricht sich nicht für Abbruch an sich aus, sondern dafür, dass nur die Frau selbst über ihren Körper entscheiden soll, und nicht der Staat, ein Richter oder die Kirche – und dass deshalb der Paragraf raus aus dem Gesetzbuch muss!

Darin bestand volle Übereinstimmung in allen Gesprächen – und auch darin, dass die Jugend rechtzeitig aufgeklärt werden muss. Zudem halten wir kostenlose Verhütungsmittel für sinnvoll und ein Beratungsangebot für ungewollt Schwangere, aber nur auf freiwilliger Basis!

Eingeladen hatten wir auch Parteien und Presse. Nur der Kandidat der Partei Die Linke kam dazu. Ein Pressevertreter kam vorbei, um zu signalisieren, dass die Redaktion kein Interesse am Thema habe.

Anders das Interesse bei den Passantinnen: Auffallend große Gesprächsbereitschaft mit sehr persönlichen Erfahrungen.

  • Mehrere junge Migrantinnen wollten Genaueres wissen über den §218.
  • Eine religiöse Frau erklärte, dass eine Frau nur im Notfall eine Schwangerschaft abbrechen würde und Gott wolle, dass sie das selbst entscheiden müsse.
  • Eine ältere Frau berichtete von ihrer Freundin, die damals schweren Herzens zum Schwangerschaftsabbruch nach Holland fahren musste.
  • Eine junge Frau, von Depressionen betroffen, empörte sich über die Beratung bei Donum Vitae: dort rieten sie ihr vom Abbruch (in der 8. Woche) ab, weil es besonders schmerzhaft sei für das ungeborene „Kind“ und sie selbst und ein Kind bei Depressionen ihr Leben doch nur stärken würde. Aber mit Unterstützung ihrer Freundin traf sie ihre eigene Entscheidung für einen Abbruch.
  • Eine Polin machte auf den mutigen Kampf der Frauen in Polen aufmerksam – wie es ihn auch in etlichen anderen Ländern der Welt gibt.

Bei ihnen bedankten wir uns für ihre große Offenheit.

Immer wieder kamen Frauen noch auf den §219a aus der Hitlerzeit zu sprechen, der auch Ärzt/innen bevormundet, die einen Schwangerschaftsabbruch durchführen und ihnen (auch nach der „Reform“ 2019) nicht erlaubt, über die Methoden des Abbruchs zu informieren.

Obwohl unsere Mikrofonanlage nicht funktionierte, haben wir viele Frauen persönlich erreicht.
Erfreut waren wir über die Reaktion einer Vertreterin der Gleichstellungsstelle, die eine weitere Zusammenarbeit begrüßte – auch wenn Courage von dort bisher keine größere Beachtung erhielt.
Einzelne Frauen suchten eine Petition zum Unterschreiben. Auch die ist wichtig.

Doch damit der §218 endgültig aus dem Gesetzbuch gestrichen wird, bedarf es mehr – einer starken, kämpferischen Frauenbewegung.

Deshalb ermunterten wir die Frauen, aktiv zu werden… eine Zeitung zu kaufen, sich in die Liste einzutragen, bei Courage mitzumachen.

Denn nur organisiert mit dem notwendigen politischen Druck von der Basis – Jung und Alt, Frauen und Männer – werden wir unsere berechtigten Forderungen durchsetzen:

Weg mit §218 – für das Selbstbestimmungsrecht der Frau!

Courage Wuppertal


Foto Courage Wuppertal